"Hast an Schilling" - und warum Storytelling den großen Unterschied macht

Als gelernter Wiener, der noch vor EU-Beitritt und gemeinsamer Währung durch die Innenstadt und insbesondere die U-Bahn-Station Karlsplatz schlenderte, hat den Satz „Hast an Schilling“ oftmals gehört. Es war der Standard-Spruch des Schnorrens. Geradlinig, ohne Erklärung, ohne Umschweife wurde der Passant mit dem Wunsch konfrontiert.

Kürzlich in Chicago, einer Stadt voll Glanz und Glamour aber auch mit der Schattenseite vieler Obdachloser läuft das ganz anders. Die meisten Obdachlosen, die Anwälte, Banker und Touristen um Geld bitten, haben eine Papptafel vor sich stehen und erzählen darauf ihre Geschichte, ihren Schicksalsschlag, ihre Erklärung, warum sie in dieser Situation sind oder was sie mit dem gespendeten Geld tun werden. Wenn man kurz anhält, sich die Zeit nimmt und diese Geschichten liest, kann man kaum anders, als sie unterstützen, weil hier diese Geschichte ist, die einen berührt, die einem einen Einblick gibt – vom Kriegsveteran, vom Waisenkind, von der Alleinerzieherin, die ihren Job verloren hat. Man ist gleich in das Leben dieser unbekannten Person involviert. Genau diesen Unterschied macht Storytelling. In den USA allgegenwärtig, nicht nur beim Frühstücksfernsehen, auf Facebook oder bei Veranstaltungen, sondern auf der Straße, im Geschäft und in der Bar. Jeder hat eine Story, jeder Mensch, jede Company, jedes Produkt – erzählen wir sie, denn das macht den Unterschied!

 

 

Auf die Verpackung kommt es an! - Wie man ohne Newswert Berichtenswertes dennoch unterbringt

Wir sind ja ewig Suchende...rastlos, immer dem „Neuen“ auf der Spur, weil das können wir in die Medien bringen, im Web platzieren – mit dem Newswert fliegt die Story! Das ist das Wesen unseres Geschäfts und gleichzeitig auch Sinnbild in unserer Gesellschaft. Wir stehen damit ewig unter dem Druck, das „Neue“ zu finden, zu erfinden.

Doch manchmal gibt’s schöne Geschichten, tolle Personen, brillante Ideen...mit nur einem Haken: Sie sind irgendwie nicht neu. Was tun, wenn man sie trotzdem wieder pushen will, wenn man die Story rausposaunen und das gute alte Ding rocken möchte? Schaffen wir einen Anlass, finden wir einen neuen Aufhänger, kreieren wir ein ungewöhnliches Bild! Dann haben wir die gute alte Geschichte mit einem gänzlich neuen Trigger draußen und alle sind happy...der Kunde ist glücklich, weil die Story noch Mal draußen ist, der Journalist, Blogger oder Influencer hat seinen heiß und innig geliebten Newswert und der PR-Berater hat seine Schuldigkeit getan und dabei das Teil einfach nur neu verpackt...besonders attraktiv...mit bunter Schleife, allem möglichen Schnick-Schnack und großem Trara.

Cobbler, stick to your last - über Wahrheit & Wahnsinn im Netz

Mit Google sind wir ja unfassbar gescheit geworden. Wir wissen alles und das sofort als ob wir es studiert hätten. Das macht uns – je nach Bandbreite, verfügbarem W-LAN und Handy-Netz – zum Experten für eh alles in wenigen Sekunden... Erkennen wir die einen oder anderen Symptome, klopfen wir sie in den Computer rein und schon hat Dr. Google für uns die passende Krankheit parat. In der Arztpraxis darf man dann sein im Netz erworbenes Medizinstudium eingehend mit dem Doktor diskutieren...Ähnlich läuft’s bei Übersetzungen. Leo und Linguee machen uns ganz flux zu Sprachgenies...immer die richtige Redewendung auf den Lippen...Gut, wir wissen, wir können mit dem allen ziemlich einfahren...zu testen ist das, wenn man sein eigenes Fachgebiet nachgoogelt. Das hat mich kürzlich zu einem Artikel einer deutschen „Kollegin“ geführt, die in zehn Schritten jungen Unternehmen und Start-up-Foundern erklärt, wie sie erfolgreich PR machen können...Ich dachte mir, ah interessant, vielleicht kann ich mich da etwas inspirieren lassen...tja...als Inspiration konnte man das wohl bezeichnen...denn offensichtlich bin ich die letzten 20 Jahre meinen Job vollkommen falsch angegangen. Der 1. der 10 Top-Tipps: Man muss Journalisten Geschenke machen, nämlich ordentliche, keine die man essen kann, denn die sind zu schnell weg... (sic! – wie wir in wissenschaftlichen Arbeiten immer den absoluten Wahnsinn markieren mussten). Dem nicht genug, man müsse Journalisten auch richtig auf die Pelle rücken, auflauern und abpassen...und nein, der Artikel, war nicht aus der Tagespresse...ich hab’s drei Mal gecheckt...Also, die Moral von der G’schicht in einer alten Volksweisheit zusammengefasst: Schuster bleib bei deinen Leisten, oder: Cobbler, stick to your last!

Warum Grumpy Cat der neue Charlie Chaplin ist - Oder: Willkommen in der Stummfilm-Ära 2.0

Der Stummfilm...die bahnbrechende Erfindung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die neue Dimension der Unterhaltung und Charlie Chaplin war ihr unumstrittener Held. Text wurde maximal im Untertitel eingeblendet. Doch die Technologie nahm ihren Lauf und der Stummfilm wurde zu Grabe getragen...dort ruhte er in Frieden für knapp 100 Jahre. Bis Facebook kam und ihn zu neuem Leben erweckte. Facebook zählte letztes Jahr acht Milliarden tägliche Video-Views am Tag. Und jetzt kommt der Hammer: 83 Prozent der Videos werden auf Facebook ohne Ton angesehen. Das Repertoire reicht von idyllischen Reisevideos von fernen Südseeinseln über entschlossene Wahlkampfauftritte von Hillary Clinton bis hin zu den allerorts beliebten und gleichermaßen mieselsüchtigen wie kuscheligen Katzen. Und die Filmemacher stehen wieder vor der Herausforderung, wie transportiere ich Inhalte ausschließlich mit Bildern, ohne Text...Denn: Text kann nur eingeblendet werden...weil man muss ja davon ausgehen, dass das Video ohne Ton abgespielt wird. Man könnte nun meinen, wir regredieren in den Sozialen Medien... Nein, sagen wir einfach, es ist irgendwie retro...

 

Think globally, act hillbilly - warum PR ein lokales Business und Twitter bei uns ganz was anderes ist

„Bei uns geht das via Twitter raus.“ – „Fein, aber das wird hier nicht funktionieren“...So, oder so ähnlich habe ich in naher und ferner Vergangenheit die eine oder andere Konversation mit globalen Companies geführt. Es ist schon ein faszinierendes Faktum, dass ein und dasselbe Medium im gleichen Kulturkreis so ganz unterschiedliche Funktionen hat. Von Bedeutung wollen wir gar nicht sprechen. Ich finde, bei Twitter sieht man das ganz besonders eklatant. In der USA erfüllt Twitter die Rolle eines Nachrichtendiensts. Stars, Sternchen, Politiker, Unternehmen „veröffentlichen“ via Twitter...so wie man bei uns eine Presseaussendung in die APA stellt. Twitter ist in den USA, in UK bis hin nach Südafrika ein Massenmedium, bei uns eine ganz andere G’schicht...die lokale Twitteria ist eine eigene Gesellschaft. Gerade Mal 150.000 User nutzen in good old Austria Twitter. Zum Vergleich: 3,7 Millionen Österreicher liken, sharen und kommentieren auf Facebook. Aber zurück zu Twitter und zur Twitteria...um ZiB 2-Anchor Wolf hat sich eine Gruppe von politisch sehr korrekten und moralisch freilich hochstehenden „Intellektuellen“ – sorry für die Anführungsstriche – geschart und kommentiert die Welt mit 140 Zeichen. Die Funktion von Twitter ist damit eine komplett konträre zu einem Nachrichtendienst. Das muss man verstehen oder wissen, wenn man mit Twitter lokal arbeiten möchte. Lokales Know-how ist unerlässlich. Bei aller Globalisierung ist und bleibt PR eine lokales Business. Ja, man kann, soll und muss eine Marke und ein Unternehmen global ausrichten, und ja, man kann, soll und muss lokal agieren – think globally, act hillbilly! Und soll ich jetzt den Blog auf Twitter stellen...was meint ihr?

 

PR-Lady...PR-Berater...Pressesprecher...PR-Tussi - Warum haben gerade wir keinen vernünftigen Jobtitel?

Logopädin, Rechtsanwalt, Journalistin, Lehrerin, Physiotherapeut...sie alle haben eines gemeinsam...eines, um das ich sie unendlich beneide: eine klare Berufsbezeichnung. Bei uns in der PR ist das ein bisschen anders. Gerade wir, die wir tagtäglich in der Zielgruppendefinition, in der Zielgruppenarbeit jeden etikettieren, haben selbst keine vernünftige Bezeichnung...keine einheitliche zumindest. Der PR-Professional schummelt sich mit "Pressesprecher" oder "PR-Manager", wenn er intern in einem Konzern tätig ist, über diese Frage hinweg. Der Externe ist zumeist der "PR-Berater"...aber der Überbegriff...den haben wir irgendwie vergessen zu definieren und vor allem zu penetrieren. Gerade die PR-Profis sollten es verstehen, die bestmögliche Berufsbezeichnung zu finden und das Ding auch so lange und konsequent zu spielen, damit es sich in den Köpfen etabliert. So ist die Vorstellungsrunde immer ein herrliches Herumgemurmle...Und man wird dann gern als „PR-Lady“ vorgestellt...und btw: PR-Tussi darf nur ich sagen...;-)  

 

 

Die Selbstfindungsfrage: Ist PR Wissenschaft oder Handwerk?

Es liegt in der Natur der Dinge, seine Profession besonders schillernd, besonders komplex, besonders tiefsinnig darzustellen...das macht nahezu jeder Berufsstand. Der gewiefte Anwalt zitiert seine wahrlich meist mühsam formulierten Paragraphen, der Arzt schmeißt mit lateinischen Vokabeln um sich bis dem Patienten schwindlig wird und der nerdige Coder spricht sowieso seine eigene Sprache. Unter den PR-Beratern gibt es von jeher Kollegen, die gern die Kommunikation als Wissenschaft positionieren. Krampfhaft wird in unendlichen Theorien bewiesen, welch komplexe Materie die PR denn sei. Ich muss darüber immer ein bisschen schmunzeln, denn seien wir uns doch ehrlich, Rocketscience ist das Ganze nicht...Für mich ist PR ein Handwerk, ein lässiges Handwerk, ein spannendes Handwerk, aber ein Handwerk. 

Es g'hört einfach mehr geküsst - und warum Albert Einsteins Spirit bis heute den PR-Alltag prägt

Albert Einstein war ein kluger Mann...gut, der Newswert dieser Aussage ist jetzt nicht rasend hoch...und der Bezug zur PR ist auch noch nicht klar...Gerade der Mann, der vielen von uns – ich würde meinen, fast allen – im Physikunterricht mit seiner Relativitätstheorie wahrlich Kopfzerbrechen bereitet hat, hat eine der wichtigsten und schönsten Aussagen formuliert: „Wenn du es nicht einfach erklären kannst, hast du es nicht gut genug verstanden.“ Ein wundervoller Satz. Denn er bringt es auf den Punkt. Ich habe viele Jahre für IT-Unternehmen gearbeitet und mit Entwicklern und Produkt-Managern unzählige Briefing-Stunden verbracht, damit ich sie verstehe, das Produkt verstehe, den Nutzen verstehe. Denn nur dann kann ich es weitergeben, an den Journalisten, an den Leser, an die Zielgruppe. Die Simplifizierung ist das PR-Prinzip. Und Simplifizierung funktioniert nur, wenn man das Ding vorher verstanden hat. So kann man das tun, was man tun muss: short and simple die Geschichte erzählen...und damit sind wir bei der PR-Grundregel Nummer eins: KISS – Keep it short and simple!

Kauft mehr Zeitungen - denn wir brauchen Journalisten, echte Journalisten

Nicht dass es unerwartet kam...eigentlich haben viele schon lange darauf gewartet...und gestern war’s dann soweit: Österreichs einzige Wirtschaftszeitung schließt ihre Pforten. Das taugt mir gar nicht. Weil ich bin bekennender Zeitungsleser und ich liebe, achte und ehre unsere Journalisten – die meisten zumindest. Wir brauchen sie in einer Demokratie, in der aufgeklärten Gesellschaft. Irgendjemand muss mit professionellem Auge auf die Geschehnisse in der Welt – sei es nun in der Chronik, in der Politik oder eben in der Wirtschaft schauen. Social Media ist zwar eine feine Ergänzung, kann aber echten Journalismus bei Gott nicht ersetzen. Gerade wieder bei den jüngsten Attentaten in Nizza, München und Ansbach hat man gesehen, wie wichtig der Beruf des Journalisten und die Rolle der traditionellen Medien sind. Wir brauchen verlässliche Informationen. Es ist nicht jeder mit einem Twitter-Account ein Journalist, es ist nicht jedes Foto vom Ort des Geschehens aus journalistischen oder ethischen Gründen zu veröffentlichen. Wir brauchen Journalisten, die ihre Arbeit können, die recherchieren, hinterfragen, schreiben. Und für diese Arbeit, für diese Dienstleistung müssen und sollen wir zahlen, in der Trafik, im Abo für Print oder Online. Warum glauben wir, dass Journalismus for free ist? Da stecken Medienmacher und Journalisten dahinter, die gelernt haben, die studiert haben, eine Karriere aufgebaut haben, jeden Tag in der Früh aufstehen, hart arbeiten, ihren Job machen. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, in den Bundy & Bundy in der Wallnerstraße zu spazieren und einen Gratis-Haarschnitt abzuholen oder die Scheidungspapiere in der Innenstadtkanzlei ausarbeiten zu lassen und das Anwalts-Honorar nicht bezahlen zu wollen. Journalismus muss uns was wert sein – uns als Gesellschaft über die Medienförderung und uns als Einzelperson mit einem Print-, Online-whatever-Abo.

Die Welt ist richtig schön außerhalb der Nachrichten - ein Plädoyer für mehr Optimismus

In den letzten Tagen hatte man fast Angst in der Früh seinen Facebook-Newsfeed durchzuscrollen, orf.at aufzumachen oder Café Puls anzusehen...was ist schon wieder passiert? Wo war diesmal der Schauplatz des Grauens? Die Negativschlagzeilen überschlagen sich, eine Katastrophe folgt auf die nächste, wir sind schon fast unfähig mitzutrauern...Weltuntergangsstimmung wo man hinschaut... Dabei gibt’s so viele schöne Dinge...motivierte Sportler, die zu Olympia fahren, engagierte Unternehmer, die in ihre Ideen investieren, begnadete Sänger, die mit ihrer Stimme einfach Menschen Freude machen möchten... Seitdem ich PR-Berater bin, habe ich viele solcher Menschen kennen gelernt, und ich erzähle gern ihre Geschichten. Positive Geschichten. PR ist das Business der Optimisten. Wir versuchen immer die schönste Geschichte in der besten Version zu erzählen. Denn die Welt da draußen braucht schöne Geschichten, denn die Welt da draußen ist viel mehr als nur die nächste Schreckensmeldung in den Nachrichten.

 

Das Issue zum Asset machen - warum Perfektion vollkommen überflüssig ist

Ich kann sie nicht mehr hören – die Gründe und Ausreden, warum irgendwas nicht geht. Zu alt, falsche Technologie, da fehlt eine Funktion...egal was es ist. Das vermeintliche Defizit wird aufgeblasen wie die sprichwörtliche Mücke zum Elefanten. Ja, vielleicht hat das Produkt Optimierungspotenzial, ja, vielleicht wäre der Zeitpunkt für die Veröffentlichung vor einem Jahr besser gewesen...jajaja...na und? Wann ist schon das Timing optimal, das Produkt wirklich perfekt? Zumeist nie. Aber deswegen gleich ganz auf die Kommunikation zu verzichten...ganz falsch. Ich empfehle sogar das Gegenteil: das Issue zum Asset machen. Es mutig ansprechen. Das bringt mehr als es zu leugnen, es zu verstecken oder eben gar darauf zu verzichten. Das Streben nach Perfektion ist in der Kommunikation – wie in vielen anderen Bereichen – vollkommen überbewertet und überhaupt nicht notwendig. Der CEO, der vielleicht nicht der beste Ökonom ist, aber ein großer Visionär und ein fantastischer People-Manager, das Start-up mit der brillanten Idee und der mangelnden Umsetzung, der Spätberufene, der mit 40 seine Karriere als Schauspieler startet...das mögen vielleicht alles Issues sein, aber es sind alles auch Assets.

 

Die Legende vom Sommerloch - und warum man gerade dann kommunizieren soll, wenn es niemand tut

Es ist das Monster von Loch Ness der Medienbranche: das Sommerloch. Die meisten glauben daran, es ranken sich Mythen und Legenden darüber, irgendwie freuen sich auch alle drauf und in Wahrheit existiert es nicht. Ja, sorry, dass ich das sagen muss...Nessie gibt’s nicht und das Sommerloch auch nicht. Oder anders gesagt, ich steh total auf Kommunikation im Sommer. Warum? Weil so viele darauf verzichten – aus Angst diese 20 Prozent der Menschen, die gerade in Grado am Strand liegen, in El Arenal den Sangria-Kübel ordern oder in den Yachthafen von Marbella shippern, zu verpassen. Aber: Die Journalisten brauchen auch in dieser Zeit Stoff zum Schreiben, die Leute checken ebnso ihren Facebook-Account und wollen in den Sozialen Medien unterhalten werden. Die Erde dreht sich weiter...auch im Juli und im August. Ja, ich verzichte gern auf die paar Leute, die grad in die Unendlichkeit des Meeres blicken oder am Pool die Liege mit Handtüchern belegen, denn die anderen, die Daheim-Gebliebenen, die haben auch ein Recht auf gute Geschichten...und sie werden sie umso mehr lieben und achten, wenn sie im Sommer erscheinen...Happy Holidays!

Braucht Ronaldo etwa einen neuen PR-Berater? - über die Ecken und Kanten in der Positionierung

Für die einen war er das Feindbild, für die anderen der absolute Liebling der letzten vier Wochen: Cristiano Ronaldo. Er hat als Fußballer polarisiert...allerdings nicht mit Fußball, sondern mit Model-mäßigem Grinsen, perfekt gestylten Haaren und traurigem Hundeblick. Wie kann ein Fußballer, der so gut kicken kann, so viele Feinde haben? Braucht er etwa ein Makeover von einem PR-Experten – damit er wieder als sympathischer professioneller Kicker wahrgenommen wird? Ich sag nein, der Junge macht was richtig, denn Polarisieren ist großes Kino. Ich wünsch mir das so oft bei Managern, Politikern und Stars! Alle wollen immer allen gefallen und versuchen möglichst reibungslos und konfliktfrei ihren persönlichen Olymp zu besteigen. Das funktioniert nicht. Wir brauchen Ecken und Kanten! Wir brauchen Reibebäume, kontroversielle Aussagen, starke Persönlichkeiten! Die Weichspüler-Mentalität schafft vielleicht keine Feinde, aber auch keine Fans. Jeder, der sich da draußen positionieren möchte, braucht ein Profil – und zwar sein eigenes und nicht die Mitte im Mainstream. Ronaldo hat das schon geschafft. Er hat sich verdammt kontroversiell positioniert, seine Fans jubeln ihm zu und seine Neider und Kritiker kann er getrost reden lassen...denn das verkraftet man mit so viel Zuspruch...

Schmeiß die rosarote Brille weg - ein Plädoyer für die echten Geschichten

Der Superlativ – die Lieblingsform der Marketiers. Es muss immer das cremigste Eis, das weißeste Lächeln, die schärfste Klinge, das schnellste Auto und die innovativste Lösung sein...Der Marketier liebt es, vollkommen frei von gesunder Reflexion und fern ab der Realität seine Produkte anzuwerben und in höchsten Tönen zu loben. Getoppt wird das Ganze nur vom Werbetexter, der uns verspricht, dass die eingetrockneten Rotweinflecken bei 20 Grad aus dem weißen Seidenkleid rausgehen...die Wahrheit ist ein dehnbarer Begriff und wird in den unterschiedlichen Disziplinen unterschiedlich strapaziert. Und hier krachen dann gern die Welten aufeinander – wenn der Marketier meint, PR zu machen und nicht versteht, dass von dem absolut übertriebenen Anpreisen, nur die Glaubwürdigkeit schwer in Mitleidenschaft gezogen wird und das ganze Unterfangen damit kontraproduktiv wird. Wir PR-Pros haben oft den Ruf, dass wir ein bisschen langweilig sind. Nein, wir sind nicht langweilig, wir sind faktenorientiert, wir erfinden nicht das Blaue vom Himmel und tragen nicht die rosarote Brille der Marketingkollegen. Wir formulieren gern unaufgeregt, unsere Texte, Messages und Stories sind stringent und nachvollziehbar, und wir versuchen dabei die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Gute Kommunikation muss bei Gott nicht marktschreierisch sein...wie einst der Gurkenhobelverkäufer vor dem Kaufhaus Steffl oder heute die Moderatorin vom Homeshopping-Kanal, die mir die Jeansleggins anpreist, die mich drei Kleidergrößen schlanker zaubert.

Denn wir haben nur ein Ziel, das Unternehmensziel - warum PR nicht zum Selbstzweck verkommen darf

Es liegt in der Natur der Dinge, dass jeder seine Branche, seinen Berufszweig, seine Aufgabe als Nabel der Welt betrachtet. „Ohne meinen Beitrag würde die Company einfach nicht laufen“... der Controller sagt, es geht nur um die Zahlen, der Verkäufer, es geht nur um die Lead-Generation, der HR-Chef, es geht nur um die Mitarbeiter, und für den PR-Verantwortlichen dreht sich die Welt um Coverage, Clippings, Postings und Medien-Präsenz. Was wir dabei gern aus den Augen verlieren, ist der eigentliche Sinn und Zweck. Kommunikation ist Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck. Das Kommunikationsziel muss vom Unternehmensziel abgeleitet werden. Das wird in der Hitze des Gefechts oder einfach im schnöden Alltag gern vergessen. Wo will ich mit der Company hin, in welche Richtung möchten wir sie ausrichten und weiter entwickeln, wer ist meine Zielgruppe... Und: Welchen Beitrag kann die PR auf diesem Weg leisten? Das macht nach meiner tiefsten Überzeugung eine erfolgreiche Kommunikation aus. Sonst schießen wir uns selbst ins Out...

 

Über das bedrohliche Blinken des Cursors und die Kontinuität in der Kommunikation

Manchmal fällt einem partout nix ein. Gar nix. Man sitzt vor dem virtuellen weißen Blatt und der Cursor blinkt bedrohlich. Das kommt mitunter vor. Ich denke mal bei jedem noch so kreativen Menschen und versiertem Schreiber. Alles scheint gesagt. Darf man dann darauf verzichten? Guten Gewissens den Blog diese Woche auslassen? Den Newsletter um ein paar Tage verschieben? Das Update Update sein lassen? Eigentlich: Nein. Da hat man seine Leserschaft mit viel Einsatz und Energie aufgebaut. Eine Leserschaft, die in gewohnten Abständen Neuigkeiten erwartet. Wenn man diese Erwartungshaltung nun nicht erfüllt, gefährdet man eigentlich nur seine eigene Arbeit. Denn die Kommunikation lebt von Kontinuität. Die Kontinuität lässt einen nicht in Vergessenheit geraten. Die Kontinuität manifestiert meine Rolle. Die Kontinuität schafft Glaubwürdigkeit. Kommunikation funktioniert nicht als einmaliger Big Bang, es ist kein kurzes Aufflackern, keine Alle-Heiligen-Zeiten-Geschichte. Kommunikation funktioniert nur dann, wenn sie laufend – kontinuierlich – passiert. Aber dann umso besser. Also nehmen wir das Blinken des Cursors nicht als Bedrohung wahr, sondern er zählt nur den Countdown herunter...zur brillanten Idee, die mir sicher gleich einfallen wird...ganz gleich...versprochen!

Nostalgie oder Renaissance - und warum ich es liebe, Zeitung zu lesen und es eigentlich jeder tun sollte

In Italien war es immer auch ein bisschen ein Mode-Accessoire...mit dem Corriere della Sera oder doch der liberalen Repubblica unterm Arm in die Bar auf einen Espresso zu gehen...bei uns ein politisches Statement...die „Presse“-Hochburgen in Döbling und Hietzing...die „Standard“-Fraktion an der Hauptuni...wenn man über Zeitungen und Zeitunglesen spricht, hat das einen Hauch von Nostalgie. Ich wurde kürzlich bei einer Umfrage im Internet gefragt, ob ich „der Print- oder Online-Typ“ sei. Eigentlich hätte man den Fragebogen in wenigen Minuten beantworten können, aber ich bin bei dieser Fragestellung hängen geblieben. Ja, ich verbringe viele Stunden im Netz, ziehe meine tagesaktuellen Inhalte aus orf.at, Facebook und Twitter. Aber macht mich das zum Onlinetyp? Und muss man sich da wirklich entscheiden? Ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob das tatsächlich eine Entweder-oder-Geschichte ist. Denn: Ich liebe es, Zeitung zu lesen. In der Früh das frische Exemplar von der Türmatte nehmen, den Earl Grey in der einen, die Zeitung in der anderen Hand am Küchentisch das 1er-Kastl studieren, sich über den „Kommentar der anderen“ ärgern und über das Pizzicato schmunzeln... Zeitunglesen ist ganz was Anderes als Nachrichten checken. Ich liebe gut recherchierte und fein formulierte Geschichten, spannende Analysen, die Reflexion einer Nachricht, bissige Kommentare, und wenn ich nicht der selben Meinung bin, dann umso mehr.  Also ich bin bekennender Online- und Printtyp, denn ich kann nur jedem empfehlen, es ist ein gutes Gefühl...damals wie heute...und morgen sicher auch noch. 

"Wow, wie lässig" oder I like - was soziale Medien mit sozialer Kompetenz zu tun haben

Die einen diskutieren wild auf Twitter, die anderen posten ihre perfekten Gym-Selfies auf Instagram, die nächsten teilen ihren Status auf Facebook und informieren so ihre Freunde oder eben Facebook-Freunde über ihren Gesundheits-, Geistes- und Gemütszustand. Die einen haben viele Fans, die anderen werden aufs Dinglichste ignoriert. Warum? Warum finden sich die einen in der Welt der sozialen Medien so gut zurecht und die anderen so gar nicht? Und es gibt noch immer jene, die nicht so recht wissen, was sie da tun sollen? Alles ganz simpel. Soziale Medien sind nichts anderes als eine eigene soziale Umgebung – wie eine Bürogemeinschaft, ein Tennisclub oder ein Stammtisch. Und damit ist das Geheimnis gelüftet: Menschen mit sozialer Kompetenz und genügend Empathie können sich in der einen wie in der anderen Welt zurechtfinden. Wer am Egotrip ist und einen auf hoffnungsloser Selbstdarsteller macht, wird in der einen wie in der anderen Welt nicht rasend beliebt sein. Wer die sozialen Medien als Dialogmedien versteht – was sie eigentlich sind – und dort wie im analogen Leben interagiert, wird hier wie dort geschätzt. Drum lass uns die Urlaubsfotos von den Malediven liken und die Berg-Pics von der Himalaya-Expedition kommentieren...so wie wir einst beim Dia-Abend die Bilder unserer Freunde mit „wow, is das lässig...da warst du?“ kommentiert haben – und freuen wir uns, wie kurzweilig Facebook-Checken im Vergleich zu Dia-Abenden ist... 

Warum mich ein Feuerzeug in der Hosentasche nicht aus dem Konzept bringt

Eine exakte Wissenschaft ist die PR ja nicht unbedingt. Hört man dem einen oder anderen Kollegen zu, wird viel „geglaubt“ und „gedacht“ – dementsprechend schwer ist oft die Argumentation, weil sie auf Glauben und Denken beruht und nicht auf Zahlen und Fakten. Und deshalb hol ich mir gern eine wissenschaftliche Grundlage durch Studien und Umfragen, lese fleißig Statistiken und beschäftige Markt-und Meinungsforscher. Aber das ist manchmal auch so eine Sache.

Kürzlich wurde ich tatsächlich mit einem – nennen wir es Paper – konfrontiert, das die Sozialen Medien in der B2B-Kommunikation als vollkommen irrelevant bezeichnet. Der Inhalt steht im krassen Gegensatz zu dem, was so zirka alle anderen Studien sagen und von dem ich überzeugt bin. Reflexartig habe ich zu allererst eine Abwehrhaltung eingenommen, doch dann kam die Skepsis: „Kann es sein, dass das alles nur ein Hype ist, keine Relevanz hat und wirklich nur für Consumer-Kommunikation genutzt werden kann?“  Kurzum: Nein. „Beweisen“ und „belegen“ kann man einfach alles, wirklich alles, und wir dürfen bei keiner Studie, Umfrage und Untersuchung vergessen, sie mit Verstand zu lesen. Mein Lieblingsbeispiel: Menschen, die immer ein Feuerzeug in der Hosentasche tragen, sterben öfter an Lungenkrebs. Vollkommener Humbug und gleichzeitig wissenschaftlich mit einer Studie belegbar. Natürlich sind sie Raucher und sterben deswegen an Lungenkrebs, weil wer trägt sonst permanent ein Feuerzeug in der Hosenstasche? Damit zum heutigen Finding: Ich lass mich vom Feuerzeug in der Hosentasche nicht aus dem Konzept bringen und bin weiterhin davon überzeugt, dass wir die Sozialen Medien in der B2B-Kommunikation berücksichtigen müssen.

Kein Platz für Kassandra - warum die Digitalisierung Freude und nicht Angst verbreiten sollte

Sie ist scheinbar überall. Sie ist das neue Schreckgespenst der Pessimisten, Zukunftsverweigerer und Gewerkschafter: Die Digitalisierung. Die Digitalisierung wird derzeit für schier alles verantwortlich gemacht. Besonders für die Arbeitslosigkeit. Alles nur eine Frage der Zeit, bis Roboter Menschen ersetzen. Ich bin nicht aus der IT-Branche und habe kein Tech-Start-up, und ich finde die Digitalisierung einfach großartig. Nicht nur, dass sie die Arbeit erleichtert, mein Leben bereichert und einfach neue Möglichkeiten eröffnet. Sie trägt in vielerlei Hinsicht dazu bei, dass PR eine wesentlich interessantere und aufregendere Disziplin wurde und weiterhin werden wird. Wieso? Mal davon abgesehen, dass sowohl die klassischen Online-Medien als auch die sozialen Medien die Spielwiesen und Spielweisen der PR-Pros verändert haben, zeigt uns die Digitalisierung, dass sie den Menschen mehr denn je fordert. Und zwar im kreativen Denken. Die kreative Leistung ist etwas, das ein Computer nie ersetzen kann. Im Gegenteil die Digitalisierung ist auf die Kreativität des Einzelnen angewiesen. Deswegen – allen Kassandra-Rufen zum Trotz – heißen wir die Digitalisierung in unserer Arbeitswelt und in der PR-Welt willkommen. Sie erleichtert uns das Alltägliche und fordert uns im Besonderen, in unserer Kreativität!