Nostalgie oder Renaissance - und warum ich es liebe, Zeitung zu lesen und es eigentlich jeder tun sollte

In Italien war es immer auch ein bisschen ein Mode-Accessoire...mit dem Corriere della Sera oder doch der liberalen Repubblica unterm Arm in die Bar auf einen Espresso zu gehen...bei uns ein politisches Statement...die „Presse“-Hochburgen in Döbling und Hietzing...die „Standard“-Fraktion an der Hauptuni...wenn man über Zeitungen und Zeitunglesen spricht, hat das einen Hauch von Nostalgie. Ich wurde kürzlich bei einer Umfrage im Internet gefragt, ob ich „der Print- oder Online-Typ“ sei. Eigentlich hätte man den Fragebogen in wenigen Minuten beantworten können, aber ich bin bei dieser Fragestellung hängen geblieben. Ja, ich verbringe viele Stunden im Netz, ziehe meine tagesaktuellen Inhalte aus orf.at, Facebook und Twitter. Aber macht mich das zum Onlinetyp? Und muss man sich da wirklich entscheiden? Ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob das tatsächlich eine Entweder-oder-Geschichte ist. Denn: Ich liebe es, Zeitung zu lesen. In der Früh das frische Exemplar von der Türmatte nehmen, den Earl Grey in der einen, die Zeitung in der anderen Hand am Küchentisch das 1er-Kastl studieren, sich über den „Kommentar der anderen“ ärgern und über das Pizzicato schmunzeln... Zeitunglesen ist ganz was Anderes als Nachrichten checken. Ich liebe gut recherchierte und fein formulierte Geschichten, spannende Analysen, die Reflexion einer Nachricht, bissige Kommentare, und wenn ich nicht der selben Meinung bin, dann umso mehr.  Also ich bin bekennender Online- und Printtyp, denn ich kann nur jedem empfehlen, es ist ein gutes Gefühl...damals wie heute...und morgen sicher auch noch.