Arzt

Cobbler, stick to your last - über Wahrheit & Wahnsinn im Netz

Mit Google sind wir ja unfassbar gescheit geworden. Wir wissen alles und das sofort als ob wir es studiert hätten. Das macht uns – je nach Bandbreite, verfügbarem W-LAN und Handy-Netz – zum Experten für eh alles in wenigen Sekunden... Erkennen wir die einen oder anderen Symptome, klopfen wir sie in den Computer rein und schon hat Dr. Google für uns die passende Krankheit parat. In der Arztpraxis darf man dann sein im Netz erworbenes Medizinstudium eingehend mit dem Doktor diskutieren...Ähnlich läuft’s bei Übersetzungen. Leo und Linguee machen uns ganz flux zu Sprachgenies...immer die richtige Redewendung auf den Lippen...Gut, wir wissen, wir können mit dem allen ziemlich einfahren...zu testen ist das, wenn man sein eigenes Fachgebiet nachgoogelt. Das hat mich kürzlich zu einem Artikel einer deutschen „Kollegin“ geführt, die in zehn Schritten jungen Unternehmen und Start-up-Foundern erklärt, wie sie erfolgreich PR machen können...Ich dachte mir, ah interessant, vielleicht kann ich mich da etwas inspirieren lassen...tja...als Inspiration konnte man das wohl bezeichnen...denn offensichtlich bin ich die letzten 20 Jahre meinen Job vollkommen falsch angegangen. Der 1. der 10 Top-Tipps: Man muss Journalisten Geschenke machen, nämlich ordentliche, keine die man essen kann, denn die sind zu schnell weg... (sic! – wie wir in wissenschaftlichen Arbeiten immer den absoluten Wahnsinn markieren mussten). Dem nicht genug, man müsse Journalisten auch richtig auf die Pelle rücken, auflauern und abpassen...und nein, der Artikel, war nicht aus der Tagespresse...ich hab’s drei Mal gecheckt...Also, die Moral von der G’schicht in einer alten Volksweisheit zusammengefasst: Schuster bleib bei deinen Leisten, oder: Cobbler, stick to your last!