Kunde

Take it or leave it? - über die Frage, ob Kunden einem den Ruf zerstören können

Bei Anwälten ist eines klar, egal welch' Bösewicht er verteidigt, die Verteidigung wird als „sein Job“ gesehen und der zweifelhafte Ruf seines Mandanten färbt nur selten auf ihn ab – außer vielleicht bei den ganz harten Fällen wie Serienkiller oder Terroristen. In der PR ist das ein bisschen anders – die Frage warum dem so ist, wollen wir hier mal im virtuellen Raum stehen lassen. Welche Kunden „darf“ man annehmen und wann sollte man auf Abstand gehen, damit man nicht selbst in Verruf gerät? Das ist keine einfache Frage, denn die komplizierten und damit spannenden Aufträge könnten mitunter von Unternehmen oder Persönlichkeiten mit zweifelhaftem Ruf kommen. Darf man also sein Wissen, seine Expertise und seinen Einsatz für das Glücksspielunternehmen, den Tabakkonzern und den Politiker mit dem angeknacksten Ruf nutzen oder muss man dankend ablehnen? Ist es nicht nur die professionelle Unterstützung, die im besten Falle dem Kunden eine Image-Politur verpasst... der dann gleichzeitig für einen selbst der schlechteste Fall ist und einen eigenen Image-Schaden verursacht? Also: Take it or leave it?

 

Fragen oder nicht fragen? - Über das ewige Dilemma mit dem Briefing

Das Briefing, der beste Freund des Beraters. Da steht alles drinnen, was man wissen muss...alles...naja manchmal...eher eine Leitlinie...hmm, „Sie wissen eh, was ich meine“...Nein, weiß ich eigentlich nicht...Wer seit 20 Jahren auf beiden Seiten in der PR tätig ist, hat eine gewisse Hassliebe zum Briefing entwickelt. Ist es zu detailliert, zu eng, zu exakt, lässt es wenig Spielraum, wenig Platz für Phantasie, für Kreativität. Ist es zu schwammig – was im Alltag eher der Fall ist – kann man mit dem Konzept schwer daneben liegen...weil wir keine Hellseher sind, sondern eben PR-Berater. Da sitzt man vor dem Briefing, entwickelt das Konzept und die Fragen tauchen auf...und auf die Fragen, folgt die Gewissensfrage: Soll ich nachfragen? Ich bin mir da bis heute nicht so sicher...nicht, weil ich zu schüchtern bin, den potenziellen Kunden anzurufen, sondern, weil ich mir oftmals denke, fängt nicht hier schon meine Beratung an? ...erwartet er von mir, dass ich mir schon eben diese Gedanken mache, weil das Briefing und damit die Analyse der Ausgangssituation und die Definition der Zielsetzung zu meiner Aufgabenstellung gehört? Zumeist ruf ich nicht an...

Feel the burn - nur wer brennt, kann ein Feuer entfachen

Es war Jane Fonda, die Aerobic-Pionierin in den bunten, schrillen, lauten 80ern, die „feel the burn“ zum Mantra machte. Gemeint war damit natürlich dieses herrliche Brennen im Muskel für den erhofften Trainingserfolg...Sie brannte aber auch für ihre Sache, für Aerobic, für Fitness. Daher ist sie bis heute die absolute Fitness-Ikone und Aerobic-Queen. Sie hat mit ihrer Begeisterung und ihrer Leidenschaft alle angesteckt.  Das ist der Punkt, wenn Kommunikation immer, wirklich immer funktioniert, wenn jemand für seine Sache brennt. Er bekommt dieses Glänzen in den Augen und du spürst, er lebt seine Geschichte, sein Produkt, seine Überzeugung, seine Company. Für mich sind das die wundervollsten Kunden. Derjenige mit der Idee, von der er 100 Prozent überzeugt ist. Und du weißt ganz genau, die PR wird hinhauen. Da muss man dann als PR-Berater aufpassen, nicht zu viel zu briefen, zu mainstreamen und Profi-Wordings auszuarbeiten. Denn die Geschichte lebt vom Enthusiasmus. Die authentische ehrliche Begeisterung für eine lässige Sache bringt das Ding zum Fliegen. Nun, dieses Faktums sind sich viele Stars, Sternchen, Top-Manager und vor allem Politiker bewusst, und versuchen eben jenes Feuer zu faken und fragen sich, warum’s nicht funkt? Weil nur echtes Feuer brennt...Denn: we feel the burn!

 

Auf die Verpackung kommt es an! - Wie man ohne Newswert Berichtenswertes dennoch unterbringt

Wir sind ja ewig Suchende...rastlos, immer dem „Neuen“ auf der Spur, weil das können wir in die Medien bringen, im Web platzieren – mit dem Newswert fliegt die Story! Das ist das Wesen unseres Geschäfts und gleichzeitig auch Sinnbild in unserer Gesellschaft. Wir stehen damit ewig unter dem Druck, das „Neue“ zu finden, zu erfinden.

Doch manchmal gibt’s schöne Geschichten, tolle Personen, brillante Ideen...mit nur einem Haken: Sie sind irgendwie nicht neu. Was tun, wenn man sie trotzdem wieder pushen will, wenn man die Story rausposaunen und das gute alte Ding rocken möchte? Schaffen wir einen Anlass, finden wir einen neuen Aufhänger, kreieren wir ein ungewöhnliches Bild! Dann haben wir die gute alte Geschichte mit einem gänzlich neuen Trigger draußen und alle sind happy...der Kunde ist glücklich, weil die Story noch Mal draußen ist, der Journalist, Blogger oder Influencer hat seinen heiß und innig geliebten Newswert und der PR-Berater hat seine Schuldigkeit getan und dabei das Teil einfach nur neu verpackt...besonders attraktiv...mit bunter Schleife, allem möglichen Schnick-Schnack und großem Trara.

Dienstleister oder Experte - die Schizophrenie des PR-Beraters

Hat der Kunde immer Recht? Das ist wohl die Gretchenfrage, nicht nur im PR-Business, sondern in jedem Dienstleistungsgeschäft. Dem Kunden Recht zu geben und einfach „zu dienen und zu leisten“ ist oftmals der angenehmere Weg. Just nach dem Motto, wer zahlt, schafft an, gibt der Kunde vor, was zu tun ist. Und der Dienstleister setzt um. Der Lohn dafür:  ein vermeintlich glücklicher Kunde und ein geliebter Dienstleister. Tja, das ist aber so eine Sache, wenn man mit dem Kunden ein Mal nicht einer Meinung und vom eigenen Weg 100 Prozent überzeugt ist. Hier setzt dann die wahre Zerrissenheit des PR-Beraters ein: Er muss sich nun zwischen Dienstleister- und Experten-Dasein entscheiden. Geht man auf Konfrontation mit dem Kunden oder seinem CEO? Dann kann’s recht ungemütlich werden. Doch: Ist es nicht meine Pflicht, meine Expertise einzubringen und meinen Kunden bestmöglich zu beraten? Das mag vielleicht kraftraubend sein und macht einen mitunter das eine oder andere Mal zum anstrengenden Zeitgenossen, aber es zahlt sich aus, denn der Lohn ist, ein wirklich glücklicher Kunde und ein hoffentlich trotzdem geliebter Berater.