Geschichten

Von Emotionen und Gefühlsmenschen - warum PR die neue Werbung ist

In meiner jüngsten Wettbewerbs-Präsentation schmückte ein wunderschönes Zitat des glorreichen wie geistreichen Seth Godin die Titelfolie: People do not buy goods and services, they buy relations, stories and magic. Das ist erstens „so true“ und zweitens für uns in der PR ein neues Zeitalter. Die coolen Werber waren immer allein für die Emotion zuständig. Wir PRler galten als die Langeweiler mit dem faden Inhalt. Früher haben wir Produktbeschreibungen rausgeschickt, haben uns a bissl gewundert, warum sie nicht so gut ankommen, aber so hat man halt Produkt-PR gemacht. Heute ist das anders. Es ist das Zeitalter des Storytelling angebrochen. Wir beschreiben nicht mehr das Produkt, sondern wir erzählen wie es entstanden ist, wer die Idee dazu hatte, wie es gemacht wurde und schlussendlich, was man alles damit tun kann. Ich habe keinen Ziegel der soundso schwer ist, und aus dem und dem Material ist, sondern ich habe einen Ziegel, der der Grundstein für mein Traumhaus ist. Ich habe keine Settop-Box, die soundso viel Bandbreite hat und jenewelche Datenmenge transportiert, ich habe ein Gerät, das mir ein unvergessliches Kinoerlebnis in mein Wohnzimmer bringt. Das sind alles Emotionen! Wir wecken Emotionen. Das durften einst immer nur die kreativen Werber, die Welten erschufen und inszenierten. Wir machen das jetzt mit unseren Geschichten, wir sind Geschichtenerzähler...und irgendwie Gefühlsmenschen.

 

Es kann nicht immer Red Bull sein - Warum es mir Spaß macht, todlangweilige Themen zu bearbeiten

Als PR-Berater bekommt man nicht immer nur die sexy Themen, die charismatischen Stars und die lässigsten Produkte auf den Tisch. Ich hatte schon öfters den Oh-Gott-wie-soll-ich-da-was-draus-machen-Moment. Besonders häufig sind diese Begebenheiten in der B2B-Kommunikation zu Hause. Wie kann man mit einem Router, einem Server, einem Mautsystem, einer Richtfunkantenne oder einer Alarmanlage begeisternden Beifall ernten? Schwierig. Aber nicht unmöglich. Zeit für Kreativität – denn Kreativität ist Intelligenz, die Spaß macht, wie schon der überaus kluge Albert Einstein es formuliert hat. Und so ist es. Mir macht das einfach irren Spaß über ein todlangweiliges Thema nachzudenken, wie man es sexy verpacken kann. Der Kreativität freien Lauf lassen – vielleicht fällt mir ein spannender Vergleich ein, vielleicht ein cooler Anlass, vielleicht eine ungewöhnliche Maßnahme, vielleicht eine unterhaltende Geschichte. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt...na sagen wir fast keine...weil ins Peinliche sollte man nicht abgleiten... So kann man aus sperrigen Themen das Beste rausholen, denn man kann nicht immer nur Red Bull als Kunden haben und das war auch einst nur eine pickige Limo mit viel Koffein.

 

"Hast an Schilling" - und warum Storytelling den großen Unterschied macht

Als gelernter Wiener, der noch vor EU-Beitritt und gemeinsamer Währung durch die Innenstadt und insbesondere die U-Bahn-Station Karlsplatz schlenderte, hat den Satz „Hast an Schilling“ oftmals gehört. Es war der Standard-Spruch des Schnorrens. Geradlinig, ohne Erklärung, ohne Umschweife wurde der Passant mit dem Wunsch konfrontiert.

Kürzlich in Chicago, einer Stadt voll Glanz und Glamour aber auch mit der Schattenseite vieler Obdachloser läuft das ganz anders. Die meisten Obdachlosen, die Anwälte, Banker und Touristen um Geld bitten, haben eine Papptafel vor sich stehen und erzählen darauf ihre Geschichte, ihren Schicksalsschlag, ihre Erklärung, warum sie in dieser Situation sind oder was sie mit dem gespendeten Geld tun werden. Wenn man kurz anhält, sich die Zeit nimmt und diese Geschichten liest, kann man kaum anders, als sie unterstützen, weil hier diese Geschichte ist, die einen berührt, die einem einen Einblick gibt – vom Kriegsveteran, vom Waisenkind, von der Alleinerzieherin, die ihren Job verloren hat. Man ist gleich in das Leben dieser unbekannten Person involviert. Genau diesen Unterschied macht Storytelling. In den USA allgegenwärtig, nicht nur beim Frühstücksfernsehen, auf Facebook oder bei Veranstaltungen, sondern auf der Straße, im Geschäft und in der Bar. Jeder hat eine Story, jeder Mensch, jede Company, jedes Produkt – erzählen wir sie, denn das macht den Unterschied!

 

 

Auf die Verpackung kommt es an! - Wie man ohne Newswert Berichtenswertes dennoch unterbringt

Wir sind ja ewig Suchende...rastlos, immer dem „Neuen“ auf der Spur, weil das können wir in die Medien bringen, im Web platzieren – mit dem Newswert fliegt die Story! Das ist das Wesen unseres Geschäfts und gleichzeitig auch Sinnbild in unserer Gesellschaft. Wir stehen damit ewig unter dem Druck, das „Neue“ zu finden, zu erfinden.

Doch manchmal gibt’s schöne Geschichten, tolle Personen, brillante Ideen...mit nur einem Haken: Sie sind irgendwie nicht neu. Was tun, wenn man sie trotzdem wieder pushen will, wenn man die Story rausposaunen und das gute alte Ding rocken möchte? Schaffen wir einen Anlass, finden wir einen neuen Aufhänger, kreieren wir ein ungewöhnliches Bild! Dann haben wir die gute alte Geschichte mit einem gänzlich neuen Trigger draußen und alle sind happy...der Kunde ist glücklich, weil die Story noch Mal draußen ist, der Journalist, Blogger oder Influencer hat seinen heiß und innig geliebten Newswert und der PR-Berater hat seine Schuldigkeit getan und dabei das Teil einfach nur neu verpackt...besonders attraktiv...mit bunter Schleife, allem möglichen Schnick-Schnack und großem Trara.

Die Welt ist richtig schön außerhalb der Nachrichten - ein Plädoyer für mehr Optimismus

In den letzten Tagen hatte man fast Angst in der Früh seinen Facebook-Newsfeed durchzuscrollen, orf.at aufzumachen oder Café Puls anzusehen...was ist schon wieder passiert? Wo war diesmal der Schauplatz des Grauens? Die Negativschlagzeilen überschlagen sich, eine Katastrophe folgt auf die nächste, wir sind schon fast unfähig mitzutrauern...Weltuntergangsstimmung wo man hinschaut... Dabei gibt’s so viele schöne Dinge...motivierte Sportler, die zu Olympia fahren, engagierte Unternehmer, die in ihre Ideen investieren, begnadete Sänger, die mit ihrer Stimme einfach Menschen Freude machen möchten... Seitdem ich PR-Berater bin, habe ich viele solcher Menschen kennen gelernt, und ich erzähle gern ihre Geschichten. Positive Geschichten. PR ist das Business der Optimisten. Wir versuchen immer die schönste Geschichte in der besten Version zu erzählen. Denn die Welt da draußen braucht schöne Geschichten, denn die Welt da draußen ist viel mehr als nur die nächste Schreckensmeldung in den Nachrichten.

 

Die Legende vom Sommerloch - und warum man gerade dann kommunizieren soll, wenn es niemand tut

Es ist das Monster von Loch Ness der Medienbranche: das Sommerloch. Die meisten glauben daran, es ranken sich Mythen und Legenden darüber, irgendwie freuen sich auch alle drauf und in Wahrheit existiert es nicht. Ja, sorry, dass ich das sagen muss...Nessie gibt’s nicht und das Sommerloch auch nicht. Oder anders gesagt, ich steh total auf Kommunikation im Sommer. Warum? Weil so viele darauf verzichten – aus Angst diese 20 Prozent der Menschen, die gerade in Grado am Strand liegen, in El Arenal den Sangria-Kübel ordern oder in den Yachthafen von Marbella shippern, zu verpassen. Aber: Die Journalisten brauchen auch in dieser Zeit Stoff zum Schreiben, die Leute checken ebnso ihren Facebook-Account und wollen in den Sozialen Medien unterhalten werden. Die Erde dreht sich weiter...auch im Juli und im August. Ja, ich verzichte gern auf die paar Leute, die grad in die Unendlichkeit des Meeres blicken oder am Pool die Liege mit Handtüchern belegen, denn die anderen, die Daheim-Gebliebenen, die haben auch ein Recht auf gute Geschichten...und sie werden sie umso mehr lieben und achten, wenn sie im Sommer erscheinen...Happy Holidays!

Schmeiß die rosarote Brille weg - ein Plädoyer für die echten Geschichten

Der Superlativ – die Lieblingsform der Marketiers. Es muss immer das cremigste Eis, das weißeste Lächeln, die schärfste Klinge, das schnellste Auto und die innovativste Lösung sein...Der Marketier liebt es, vollkommen frei von gesunder Reflexion und fern ab der Realität seine Produkte anzuwerben und in höchsten Tönen zu loben. Getoppt wird das Ganze nur vom Werbetexter, der uns verspricht, dass die eingetrockneten Rotweinflecken bei 20 Grad aus dem weißen Seidenkleid rausgehen...die Wahrheit ist ein dehnbarer Begriff und wird in den unterschiedlichen Disziplinen unterschiedlich strapaziert. Und hier krachen dann gern die Welten aufeinander – wenn der Marketier meint, PR zu machen und nicht versteht, dass von dem absolut übertriebenen Anpreisen, nur die Glaubwürdigkeit schwer in Mitleidenschaft gezogen wird und das ganze Unterfangen damit kontraproduktiv wird. Wir PR-Pros haben oft den Ruf, dass wir ein bisschen langweilig sind. Nein, wir sind nicht langweilig, wir sind faktenorientiert, wir erfinden nicht das Blaue vom Himmel und tragen nicht die rosarote Brille der Marketingkollegen. Wir formulieren gern unaufgeregt, unsere Texte, Messages und Stories sind stringent und nachvollziehbar, und wir versuchen dabei die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Gute Kommunikation muss bei Gott nicht marktschreierisch sein...wie einst der Gurkenhobelverkäufer vor dem Kaufhaus Steffl oder heute die Moderatorin vom Homeshopping-Kanal, die mir die Jeansleggins anpreist, die mich drei Kleidergrößen schlanker zaubert.