Abtörner Jargon - warum man mit Fach-Chinesisch so gar nicht glänzen kann

Egal in welche Corporate World man eintaucht, eines ist immer gleich: Jede Company hat ihre eigene Sprache...Einen besonderen Kult darum entwickelten die Tech-Unternehmen aus den USA. Mir ist dies das erste Mal aufgefallen als ich in jungen Jahren die Welt der Router und Switches bei meinem damaligen Kunden Cisco betrat...Ich glaube bis heute, dass Cisconisch eine anerkannte Amtssprache ist...zumindest in Silicon Valley. Fachbegriffe, Produkt-Bezeichnungen und Akronyme...Akronyme wohin das Auge...bzw. Ohr...reicht. Mit einem Selbstverständnis schmeißt nicht nur der versierte Produktmanager damit um sich. Das ist ja alles schön und gut, solange das intern bleibt. Nur sobald man nach draußen geht – mit Journalisten spricht, den Blog schreibt, auf der Messe referiert, sollte man seinen Fach-Jargon zu Hause lassen und eine der gängigen Sprachen wählen. Denn: Die Leute verstehen dich nicht. Und es ist ein Irrglaube, dass man besonders g’scheit, klug und gebildet wirkt, wenn man eine Sprache spricht, die keiner versteht. Fach-Chinesisch ist der Abtörner schlechthin. Nutzt man zu viele Fachbegriffe, verliert man den Zuhörer und Leser in der Sekunde. Und er langweilt sich...er denkt sich nicht, Gott, wie dumm bin ich, dass ich diesem wahnsinnig brillanten Vortragenden nicht mehr folgen kann. G’scheit, klug und gebildet wirkt man dann, wenn man g’scheite Dinge verständlich formuliert, dies an sein Publikum anpasst und so seine Audienz in den Bann zieht – FYI.

 

Von Emotionen und Gefühlsmenschen - warum PR die neue Werbung ist

In meiner jüngsten Wettbewerbs-Präsentation schmückte ein wunderschönes Zitat des glorreichen wie geistreichen Seth Godin die Titelfolie: People do not buy goods and services, they buy relations, stories and magic. Das ist erstens „so true“ und zweitens für uns in der PR ein neues Zeitalter. Die coolen Werber waren immer allein für die Emotion zuständig. Wir PRler galten als die Langeweiler mit dem faden Inhalt. Früher haben wir Produktbeschreibungen rausgeschickt, haben uns a bissl gewundert, warum sie nicht so gut ankommen, aber so hat man halt Produkt-PR gemacht. Heute ist das anders. Es ist das Zeitalter des Storytelling angebrochen. Wir beschreiben nicht mehr das Produkt, sondern wir erzählen wie es entstanden ist, wer die Idee dazu hatte, wie es gemacht wurde und schlussendlich, was man alles damit tun kann. Ich habe keinen Ziegel der soundso schwer ist, und aus dem und dem Material ist, sondern ich habe einen Ziegel, der der Grundstein für mein Traumhaus ist. Ich habe keine Settop-Box, die soundso viel Bandbreite hat und jenewelche Datenmenge transportiert, ich habe ein Gerät, das mir ein unvergessliches Kinoerlebnis in mein Wohnzimmer bringt. Das sind alles Emotionen! Wir wecken Emotionen. Das durften einst immer nur die kreativen Werber, die Welten erschufen und inszenierten. Wir machen das jetzt mit unseren Geschichten, wir sind Geschichtenerzähler...und irgendwie Gefühlsmenschen.

 

Von Feigenblättern und Kosmetik...Kommunikation als Selbstzweck am Bespiel des Binnen-Is

Aufmerksamen Lesern meines Blogs ist es vielleicht nicht entgangen, dass ich Binnen-I-Verweigerer bin. Außer wenn es der Kunde unbedingt will...oder sagen wir braucht, texte ich stets ganz traditionell... Uhh...total retro...oder rückschrittlich...konservativ vielleicht... Aber das hat genau zwei Gründe: Der 1.: Ich liebe die deutsche Sprache. Der 2.: Es ist reiner Selbstzweck und dient genau Null der Gleichberechtigung. Es ist ein perfektes Beispiel dafür, wenn Kommunikation zum Selbstzweck wird...Kommunikation darf aber nie Selbstzweck sein, Kommunikation hat immer einen Auftrag, ein Anliegen, einen übergeordneten Nutzen. Das Binnen-I ist ein Feigenblatt. Keine Frau hat je eine Gehaltserhöhung, eine Beförderung oder einfach mehr Respekt und Wahrnehmung erlebt, weil irgendwer gegendert hat. Das Binnen-I ist reine Kosmetik...vorzugsweise von jenen genutzt, die sich Feminismus und Gleichberechtigung auf die Fahnen heften...Ich stelle gar die These auf, dass es mitunter vorkommt, dass das Binnen-I genutzt wird, um Gleichberechtigung zwar zu zeigen und sie gleichzeitig nicht leben zu müssen. Ich werde weiter nicht gendern und weiter Feministin sein und für die Gleichberechtigung der Frau kämpfen.

 

 

Über Kindsweglegung, die Oscar-Verleihung und warum ausgerechnet PWC der Sündenbock ist

Die Welt ist ungerecht. PWC hat 83 Jahre lang alles richtig gemacht. Seit 83 Jahren kümmert sich PWC um die wichtigsten Kuverts der Welt – jene, die die Namen der Oscar-Gewinner beinhalten. 83 Jahre lang wusste genau niemand, dass PWC dafür verantwortlich ist. Aber jetzt ist alles anders. Jeder weiß, dass PWC am größten Oscar-Debakel aller Zeiten schuld ist. Hätten nicht Warren Beatty oder Faye Dunaway erkennen können, dass mit dem Kuvert etwas nicht stimmt? Hätte sich nicht der Master of Ceremony darum kümmern müssen... Mir würden Einige einfallen...
Doch als Alles nach Hollywood blickte, um die Antwort auf die Frage zu bekommen – was ist denn da passiert? – haben einige Betroffene sehr rasch Kindsweglegung betrieben... Niemand war schuld oder gar verantwortlich. So wurde nicht der Oscar sondern der Kelch weitergereicht, und wie gern in Krisen-Kommunikationsfällen: an den Dienstleister, der sich dann nicht mehr wirklich wehren konnte. Er tat das einzig Richtige: Schuld eingestehen, entschuldigen und gleichzeitig hat er im Appendix erwähnt, dass er ja 83 Jahre lang alles perfekt abgewickelt hat... Und was haben wir davon: Ein Mal die Dynamik von einer Kommunikations-Krise im absoluten Schnelldurchlauf.

Jungs, kein Vorspiel bitte! Übers Redenschreiben und den schmalen Pfad zwischen Langeweile und Peinlichkeit

„Und jetzt kommen wir zu den Reden...“ – egal ob Hochzeit, Business-Event oder Kongress...wird der Part mit den Reden angekündigt, fallen zwei Drittel der Anwesenden prophylaktisch ins Koma. Die Erfahrung hat uns gelehrt, jetzt wird’s langweilig...Denn die meisten Reden fangen mit einem ziemlich faden Intro an...der Name, die Vorstellung...ein paar Eckdaten aus dem CV...geschmückt mit den Zuständigkeitsbereichen...oder die Agenda vielleicht... Das Vorspiel, der immer gleiche, immer fade Start in eine Rede ist der Lust-Killer schlechthin. Die Aufmerksamkeit ist weg und der Redner hat ziemliche Mühe das Interesse später wieder zu wecken. Drum: Lass das übliche Bla-bla am Anfang einfach aus, in medias res, Und: Action! Der Autor startet auch mit der catchy Headline und nicht mit der Fußnote. Fang dein Publikum in den ersten drei Sätzen...für Name, Alter, Herkunft ist immer noch Zeit. Aber dann hast du schon mal die Aufmerksamkeit und mit der kann man spielen. Starte mit dem Problem und biete gleich die Lösung, deine Lösung an...das ist deine Message. Hol das Publikum in deine Emotion, erzähle ihnen von deiner Vision...Es gibt unzählige viel aufregendere Gedanken als die plumpe Vorstellung. Dann ersparst du dir später auch krampfhafte Pointen und Gags in deiner Speech. Es muss nicht ein Brüller auf den nächsten folgen, denn wenn das nicht locker flockig von den Lippen geht, kann das ziemlich „gewollt“ wirken...vielleicht sogar peinlich... Die Moral von der Geschicht: Steig mit Mut und Action in eine Rede ein, aber den Kasperl runterreißen muss auch nicht sein, denn man will ja noch ernst genommen werden...zumeist zumindest...

Vive le Boulevard - Wie Bild, Buzzfeed & heute die hohe Kunst des Plakativen leben

Der Boulevard ist wohl jenes Genre im Journalismus, das die geringste Anerkennung genießt...wobei, wenn man Anerkennung in Leserzahlen misst, dann steht er wiederum ganz vorn. Egal ob Bild-Zeitung, Buzzfeed oder unsere U-Bahnzeitung „heute“ – lass dich beim Lesen nicht Erwischen, denn da verspielst du schnell dein Image als intellektueller, durchgeistigter, kulturinteressierter Bildungsbürger. Ich weiß nur nicht, warum? Ich bin bekennender Boulevard-Fan...ich liebe die Kunst der Verknappung...die Geschichte zuspitzen, den Kern rausarbeiten, den reißerischen Titel finden...Die Bild-Schlagzeile „Wir sind Papst“ hat eine regelrechte „Wir sind“-Epidemie ausgelöst, die bis heute anhält. Täglich Alles’ „Klestil, wann gibst du die Löffler ab“ zaubert mir bis heute ein Schmunzeln ins Gesicht. Das Spiel mit dem Wort und die Kunst des Plakativen stehen sicher nicht für die fundierte Recherche, für das Hinterfragen der aufgeworfenen These, das Betrachten und Analysieren aus verschiedenen Blickwinkeln, aber es per se abzutun, wird der Sache nicht gerecht. Wir wollen heute möglichst schnell, möglichst viel Information, gleichzeitig möchten wir permanent unterhalten werden – und genau das gelingt dem Boulevard. Drum lassen wir ihm doch seinen Platz und blättern demnächst selbstbewusst durchs Kleinformat.

 

Warum das Was vollkommen überschätzt ist und es immer ums Warum geht

Wir stellen die falschen Fragen und wir geben die falschen Antworten...intuitiv und viel zu oft. Die Antwort auf die Frage, was wir machen, ist selten der pure Nervenkitzel. Die Story – und ihr wisst, ich liebe Storys – beginnt damit, warum wir es machen. Wenn wir das Warum erzählen, haben wir den Journalisten, das Publikum, die Facebook-Fans und Twitter-Follower schon fast in der Tasche. Ganz egal welche Branche oder welches Produkt...Es funktioniert immer: Ich biete ERP-Lösungen für den Mittelstand oder: Ich will KMUs dabei unterstützen, zu den Digitalisierungs-Gewinnern zu gehören. Ich verkaufe Yoga-Pants oder: Ich entwickle die bequemste und flexibelste Sporthose, die vom herabschauenden Hund über die Krähe bis hin zu Sawasana jede Bewegung mitmacht, sich dabei super angenehm anfühlt und mich dabei verdammt sexy aussehen lässt. Ich verkaufe Espresso oder: Ich will mitten in Wien, allen Italophilen ein Zuhause bieten und die italienische Kaffeekultur leben...Ich schreib einen PR-Blog oder ich will Einblicke in die Welt der Kommunikation geben...Fragen wir doch öfter Mal nach dem Warum...und wenn wir nach dem Was gefragt werden, erzählen wir trotzdem das Warum...Und damit sind wir mitten in der Interview-Schulung: Botschaften setzen statt Fragen beantworten!

 

Wen juckt's? - Warum wir den Livestream von Lugners Opernballgast-Präsentation schauen

Ist man das eine oder andere Jahr im PR-Business, weiß man, dass es mitunter richtig taff sein kann, eine Pressekonferenz an den Mann zu bringen und Journalisten für das jeweilige Thema so zu begeistern, dass sich der Weg ins Wiener Innenstadt-Café auch richtig lohnt. Der Content wird auf Herz und Nieren geprüft, der Newswert hinterfragt...und so bleibt es fast immer spannend, wie viele Journalisten der PK diesmal beiwohnen werden, um den weisen Worten des internationalem Experten, den Ausführungen eines g’scheiten Produktmanagers oder den jüngsten Zahlen des CEOs zu folgen. Ist ja grundsätzlich auch gut so, denn als Leser, Seher und Hörer, will ich ja nur die besten der besten Geschichten serviert bekommen. Und dann gibt’s da den Antagonisten:  Richard Lugner und seine PK zur Opernballgast-Präsentation! Der Termin wird schon Tage im voraus auf Ö3, im Kurier und österreichweit auf allen TV-Kanälen angekündigt. Dann ist es endlich so weit: Der nicht mehr ganz taufrische "Baulöwe" lädt ins Einkaufszentrum am Wiener Gürtel, kramt ein Papierl mit einem Foto raus und verlautbart den Namen seiner diesjährigen Begleitung...wenn er ihn denn diesmal fehlerfrei aussprechen kann...und sie sind alle gekommen, aus allen Redaktionen, Fernsehen, Online, TV, Radio, Print...ausnahmslos sind sie da und weil dies Ereignis gar so weltbewegend ist, wird es von den meisten dieser Medienhäuser live gestreamt. Und ja, die Zugriffszahlen passen. Die Menschen da draußen wollen das sehen... Darf ich an dieser Stelle die Sinnesfrage stellen: Warum? Wen juckt’s, wer heuer in der Loge sitzt...oder ist es wie bei einem Unfall...du musst einfach hinschauen?

Commander in Tweet - Müssen wir mit Trump die PR-Lehrbücher etwa neu schreiben?

Ich bin bekennender PR-Fan. Ok, irgendwie logisch bei meiner Profession. Ich bin von der Wirkung der PR-Arbeit überzeugt. Ich glaube an die Gesetze der Kommunikation. Wenn man sie befolgt und ein einigermaßen charismatischer, intelligenter und interessanter Mensch ist, wird man damit erfolgreich sein...dachte ich...aber einer hat alle Regeln außer Kraft gesetzt...und wenn ich sag alle, meine ich alle: Lächeln, positive Ausstrahlung, nicht grantig und mieselsüchtig in die Kamera blicken, niemanden öffentlich angreifen oder beleidigen, schon gar keine beliebten Stars...und um Himmels Willen keine Journalisten. Ja nicht die Journalisten, weder bei Pressekonferenzen noch auf Twitter. Über den Twitter-Account müssen wir sowieso sprechen. Das Web vergisst nie. Da müssen alle 140 Zeichen sitzen...jedes einzelne, jedes Mal. Nie aus einer Laune heraus die Sozialen Medien bedienen. Das kann ordentlich schiefgehen. Und dann kommen wir zu den Inhalten. Positiv-Themen spielen, Lösungen anbieten, Konzepte vorlegen, stringent argumentieren. Meinung haben – unbedingt – aber bitte nicht täglich ändern. So, ich könnte ewig weitermachen. Das alles sind Spielregeln in der Kommunikation. Wer sich nicht daran hält, wird untergehen, erklären wir jeden Tag. Nur ist jetzt alles irgendwie anders: Da hat tatsächlich jemand alle Gesetze der PR gebrochen und war damit ziemlich erfolgreich – sonst wäre er jetzt nicht der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Also hat er irgendwas richtig gemacht...und ich komme nicht umhin mich zu fragen, müssen wir die PR, wie wir sie kennen und betreiben, hinterfragen und die Lehrbücher mit Trump neu schreiben?

 

Elvis lebt! - Die Farce um Fake-News

Es war die legendäre Restaurant-Szene...als Sally Harry und dem restlichen Publikum eindrucksvoll eine überzeugende Vorstellung eines gefakten Höhepunkts vorspielte...ab diesem Zeitpunkt waren selbstverliebte und von sich und ihrer Leistung vollkommen überzeugte Jungs ziemlich irritiert...Fallen wir wirklich auf das Vortäusch-Theater rein?...Tja...Ja! Und nicht nur die g’standenen Männer in intimen Momenten. Die Fake-News-Diskussion erregt gerade die Gemüter. Wir müssen was gegen Fake-News tun...Gesetze, eine Ethik-Kommission, Facebook muss einschreiten, denn das alles passiert auf ihrer Plattform...Als hätte es Fake-News vor Facebook nicht gegeben...Ehrlich, das brauchen wir alles nicht, denn wo ist die Grenze, wo beginnt dann Zensur und endet die freie Meinungsäußerung? Braucht dann die Tagespresse ein Warnschild wie Zigarettenpackungen: „Achtung: Satire! Nehmen Sie diesen Artikel nicht zu ernst“...Das Einzige was dagegen hilft sind g'scheite, kritische und kluge Leser...dann klappt’s auch mit dem Auseinanderhalten von Nachricht, Gerücht, Satrie, Legende und Verschwörungstheorie...und btw: Elvis lebt!

 

Der Reiz des Neuen - über Selbstläufer und echte Knochenarbeit

Neues Unternehmen, neue Idee, neues Produkt, neues Gesicht...das sollte doch ganz leicht zu kommunizieren sein, denn jeder steht auf neue Dinge, und einen Newswert gibt’s obendrein. Also starten wir die Kommunikations-Maschinerie und die Journalisten, Facebook-User und Twitter-Leser werden es mir aus der Hand fressen. Nein? Nein! Ein neuer Manager muss sich in den Medien erst das Standing seines Vorgängers erarbeiten. Das kann man nicht einfach vererben. Ein neues Produkt wird am alten oder an der Konkurrenz gemessen. Innovationskraft, Nutzen und Neuartigkeit werden mal ganz kräftig hinterfragt und dann die überhaupt größte Herausforderung: ein neues Unternehmen...“noch nie davon gehört“...“kann das überhaupt was“...“Pfffff, der hat ja auf Facebook nur 84 Fans und auf Twitter 67 Follower...“ Nein, die hungrige (Social-)Media-Meute stürzt sich nicht auf alles Neue. Wir müssen erklären, Relevanz zeigen, Seriosität unter Beweis stellen, vorstellen, begeistern... Die Erst-Positionierung ist selten Selbstläufer, sondern entpuppt sich oftmals als echte Knochenarbeit – und zwar in der alten wie in der neuen Medienwelt. 

Stille Nacht...finally...warum Weihnachten wie eine Wettbewerbspräsentation ist

Es ist ja kein Geheimnis, dass am 24. Dezember Weihnachten ist...die Vorbereitungen machen wir – je nach Alter – zum wahrlich wiederholten Male. Die To-Do-Liste ist lang: Geschenke besorgen, Vanillekipferl backen...für den Lebkuchen ist es schon zu spät, der wird nimma weich...Menu vorbereiten, Punschtrinken mit der Volksschulfreundin, Punschtrinken mit den Ex-Kollegen, Christkindlmarkt mit den Nichten, Geschenkpapier aussuchen, Christbaum holen, Christbaum aufputzen, Geschenke verpacken, Karten schreiben, Wein besorgen, Wohnung dekorieren, wo hab ich nochmal die Lichterkette hingegeben...Wir hätten für das meiste davon ziemlich viel Zeit, die nehmen wir uns aber aus irgendeinem Grund nicht und am Ende kommt dann alles zusammen...der 22. und 23. ist vollgepackt...der Baum wird dann am 23. so gegen 23 Uhr aufgeputzt, die heißen Vanillekipferl nehm’ma knapp vor dem Weihnachtsessen aus dem Rohr, die Packerln sind ca. sieben Minuten vor der Bescherung fertig. Wir Agentur-Menschen erleben das ja nicht nur ein Mal im Jahr...jede Wettbewerbspräsentation läuft so ab...rechtzeitig kommt das Briefing vom potenziellen Kunden, wir haben einen Monat bis zum Präsentationstermin. Das wird diesmal eine Präse! Endlich g’scheit Zeit zum Vorbereiten...Ideen spinnen...richtig tiefgreifend recherchieren...eine fesche Präse aufsetzen, die sich so richtig gewaschen hat, weil wir haben die Zeit und können das ja dann dem Grafiker noch mal zum Behübschen und Animieren geben...und jedes Jahr...äähhh...jedes Mal dasselbe...Oh Gott, in drei Tagen is Präsentation...Panik...Nachtschicht...noch mehr Panik...noch mehr Nachschichten...finally: Präsentation...danach is alles ruhig...der ganze Stress ist mit einem Schlag vorbei...Stille Nacht halt... 

Es kann nicht immer Red Bull sein - Warum es mir Spaß macht, todlangweilige Themen zu bearbeiten

Als PR-Berater bekommt man nicht immer nur die sexy Themen, die charismatischen Stars und die lässigsten Produkte auf den Tisch. Ich hatte schon öfters den Oh-Gott-wie-soll-ich-da-was-draus-machen-Moment. Besonders häufig sind diese Begebenheiten in der B2B-Kommunikation zu Hause. Wie kann man mit einem Router, einem Server, einem Mautsystem, einer Richtfunkantenne oder einer Alarmanlage begeisternden Beifall ernten? Schwierig. Aber nicht unmöglich. Zeit für Kreativität – denn Kreativität ist Intelligenz, die Spaß macht, wie schon der überaus kluge Albert Einstein es formuliert hat. Und so ist es. Mir macht das einfach irren Spaß über ein todlangweiliges Thema nachzudenken, wie man es sexy verpacken kann. Der Kreativität freien Lauf lassen – vielleicht fällt mir ein spannender Vergleich ein, vielleicht ein cooler Anlass, vielleicht eine ungewöhnliche Maßnahme, vielleicht eine unterhaltende Geschichte. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt...na sagen wir fast keine...weil ins Peinliche sollte man nicht abgleiten... So kann man aus sperrigen Themen das Beste rausholen, denn man kann nicht immer nur Red Bull als Kunden haben und das war auch einst nur eine pickige Limo mit viel Koffein.

 

Embrace your Shitstorm...wer weiß, wann er wiederkommt

Er ist gefürchtet, er ist angsteinflößend, er verkörpert die negative Seite der Sozialen Medien wie kaum etwas Anderes: der Shitstorm. Einzig wir Krisenkommunikations-Berater verteufeln ihn nicht, sondern wir sind Stormhunter... Shitstormhunter. Und nicht weil wir ach so wagemutig sind und wahre Daredevils unter der Kommunikatoren, sondern, weil man mitten im Auge des Sturms etwas ausrichten kann...für den Moment oder für später.

Man ist einem Shitstorm nicht vollkommen ausgeliefert, er ist nicht unkontrollierbar, man wird nicht zum hilflosen Spielball der anonymen Masse in den Sozialen Medien. Nein. Es gibt vielleicht keine Shitstorm-Versicherung, und man kann vielleicht nicht aus jedem Shitstorm was Gutes machen. Aber oft gelingt’s. Warum? Jeder Shitstorm hat einen Auslöser, einen vermeintlichen Übeltäter, der für die eine oder andere Äußerung geprügelt wird. Aber irgendwann wird die ganze Geschichte persönlich, untergriffig, „tiaf“ – um es Wienerisch auszudrücken. Der sachliche Grund ist längst in den Hintergrund getreten. Niemand weiß mehr, was der eigentliche Auslöser war, jetzt stehen einzig die Hass-Postings im Raum. Die Solidaritätswelle bricht an, zuerst unter der bestehenden Fancommunity, dann unter jenen, die den armen Geächteten unterstützen und dann jene, die den Geläuterten supporten. Am Ende ist der ursprüngliche Täter als Überlebender des Shitstorms fast zum Opfer mutiert. Er hat aufgeregt, er hat seine Leute an sich gebunden, er hat Publicity, viel Publicity. Mit dieser Publicity kann er jetzt am Image arbeiten...Daher die Moral von der Geschichte, umarme deinen Shitstorm, mach das Beste d’raus, du weißt nicht wann und ob er wiederkommt.

Plötzlich Prinzessin - wie man Erwartungshaltung und Selbstverständnis in Einklang bringt

Der Blender, uns allen gut bekannt...Jeder kann spontan ein Dutzend Beispiele für den Fake-it-’til-you-make-it-Typen nennen. Der Blender hat aber auch einen Antagonisten, der ja grundsätzlich sympathischer ist, aber für den PR-Berater die wesentlich größere Aufgabe darstellt. Jemand der eine Rolle hat, in die er noch nicht reingewachsen ist...er muss zum Fernsehinterview, Schminke beim Fotoshooting, Keynote-Speech beim Kongress...alles ungewohnt. Irgendwo fühlt er sich ein bisschen wie bei der verpatzen Chemie-Wiederholung in der 3. Klasse oder als Links-Außen-Verteidiger beim Schülerliga-Match in Tulln, aber nicht als großer CEO, als Top-Experte, als Spitzenkandidat... Nun muss man die Erwartungen des Publikums mit dem noch zu bescheidenen Selbstverständnis verbinden. Einfach nur coachen, briefen und bossy Verhaltensmuster antrainieren wird ihm die Authentizität nehmen, ihn allerdings wegen der stets hochgepriesenen Authentizität in seiner Welt zu lassen, wird ihm keine Glaubwürdigkeit in seiner Rolle verschaffen. Und wie sooft...auf die Mischung kommt es an: Entspreche beim Auftritt deiner Rolle, erfülle die Erwartungshaltung beim Publikum und bleib dabei wer du bist.

"I am what I am" - über die Krux mit der Authentizität

„Authentisch sein“ – ich glaube, es ist der meist gehörte Ratschlag, der einem Politiker im Wahlkampf, einem Manager fürs Interview, einem Star für den großen Auftritt gegeben wird. Gut, wir sind uns einig, dass zutode-gecoachte, unangreifbare Marionetten in den Beliebtheitswerten nicht ganz oben rangieren, dass eingelernte leere Phrasen niemand vom Hocker reißen und dass gemainstreamte Outfits und Gesten uns nicht hinterm Ofen hervor holen. Aber ist Authentizität wirklich der Schlüssel zum Erfolg – und zwar für jeden? Muss man wirklich nur "man selbst" sein, und dann wird’s schon klappen - mit dem Auftritt, mit dem Interview, mit der Rede? Wollen wir einen authentischen karrierefixierten Manager, wollen wir einen authentischen profitorientierten Verkäufer, wollen wir einen authentischen machthungrigen Politiker, wollen wir einen authentischen wirren Experten? Ich behaupte, nein. Der Kern der Persönlichkeit ist wohl das Um und Auf, glaubwürdig eine Sache zu vertreten, aber ein professionelles, sympathisches Auftreten kann durchaus ebenso helfen. Daher denke ich: Auf die Mischung kommt es an.

Mordor...echt jetzt? - Warum gute Sager allein nicht reichen

Die Posse um die Präsidentenwahl geht nun auch bei uns endlich ins Finale. Kommunikationsmäßig immer wieder spannend kämpfen die beiden Kandidaten, die es gewohnt sind, am linken und am rechten Rand ihre Wähler zu begeistern, nun auf ein Mal um die Mitte. Und es ist halt ganz was Anderes die eigenen Sympathisanten zu mobilisieren oder die gesamte Bevölkerung anzusprechen. Weg von der Hausmacht, hin zum Mainstream...keine leichte Aufgabe. Da engagiert man sich flux einen versierten Berater, der einem zeigt, wie man gekonnt das neue Terrain betritt. Nun ja, und dann steht auf ein Mal der Pazifist nebst dem Panzer...Wie authentisch ist das noch, könnte man sich die Frage stellen? Nach vielen dieser Auftritte, die mehr oder weniger souverän absolviert wurden, kam es diese Woche zum „Mordor“-Sager...Kandidat Van der Bellen warnte vor dem Moment, wenn Konkurrent Hofer gewählt werde, Österreich zum Alpen-Mordor verkomme. Der Sager an sich ist großartig – zumindest für uns Herr-der-Ringe-Fans, aber man hat in der Aussage so richtig gesehen und gespürt, wie ihm der markige Spruch von seinem Redenschreiber aufs Aug gedrückt wurde, und er das so gar nicht lebt...der Appendix „wie meine Freunde das sagen“ kam hinzu, ebenso wie das stets wundervoll relativierende „eine Art von“...Ein Sager muss aus tiefster Überzeugung und mit voller Inbrunst über die Lippen kommen, dann sitzt er, dann wirkt er – wenn das nicht ist, sollte man ihn lieber weglassen.

Drama, Baby - über die Kim Kardashianisierung der Politik

PR in Hollywood und Washington – oder für Starlets und Politiker – funktionierte immer vollkommen konträr. Stars und Starlets leben von Skandalen und Skandälchen aller Art. Wichtig dabei ist immer, möglichst schrill zu sein und um jeden Preis aufzufallen...in Paparazzi-Nähe betrunken Autofahren, eine kleine Schlägerei anzetteln, high von allen möglichen chemischen Lebenshilfen aus dem Strip-Club wanken...alles ist erlaubt, gewünscht und perfekt inszeniert. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung mit den zahllosen Reality-TV-Stars unter ihrer absoluten Königin Kim Kardashian. Der Politiker dagegen war immer auf das Gegenteil bedacht. Das Saubermann-Image war Grundvoraussetzung für den Erfolg beim Wähler. Es galt stets klug, überlegt und anständig zu wirken, gefasst, diplomatisch und professionell zu kommunizieren, und wenn es kleine Unzulänglichkeiten gab, wurden sie gekonnt unter den Tisch gekehrt. Aber ja nicht Poltern, Pöbeln, öffentlich kein falsches Wort am falschen Platz, das könnte die gesamte hart erarbeitete politische Karriere mit einem Schlag beenden. Warum ich das Ganze in der Vergangenheitsform formuliere? Weil ganz offensichtlich gelten diese Gesetze nicht mehr. Drama, Baby, jetzt auch in der Politik? 

Keiner kann's wie er - warum mir Barack Obama schrecklich fehlen wird

Er kann einfach alles...die Ghetto-Faust mit dem Hausarbeiter, tanzen zu Michael Jacksons "Thriller" oder mitten in der Trauerrede „Amazing Grace“ anstimmen...er kann entschlossen sein, er kann bodenständig sein, er kann weltmännisch sein, er kann mitfühlend sein. Nichts davon wirkt je aufgesetzt, antrainiert oder gar peinlich – egal welches Umfeld, welches Publikum, welches Thema. Er ist einfach ein unglaublicher Redner und Medienstar: Barack Obama. Über sein politisches Vermächtnis mögen andere, Berufene, urteilen. Dafür gibt’s Politologen und Historiker, aber der Redner Barack Obama ist eine Ikone, von der wir verdammt viel lernen können...wie man gleichzeitig klug aber nicht lehrmeisternd, überzeugend aber nicht manipulierend, selbstbewusst aber nicht selbstverliebt, einfühlsam aber nicht anbiedernd sein kann...verdammt, wie geht das? 

Feel the burn - nur wer brennt, kann ein Feuer entfachen

Es war Jane Fonda, die Aerobic-Pionierin in den bunten, schrillen, lauten 80ern, die „feel the burn“ zum Mantra machte. Gemeint war damit natürlich dieses herrliche Brennen im Muskel für den erhofften Trainingserfolg...Sie brannte aber auch für ihre Sache, für Aerobic, für Fitness. Daher ist sie bis heute die absolute Fitness-Ikone und Aerobic-Queen. Sie hat mit ihrer Begeisterung und ihrer Leidenschaft alle angesteckt.  Das ist der Punkt, wenn Kommunikation immer, wirklich immer funktioniert, wenn jemand für seine Sache brennt. Er bekommt dieses Glänzen in den Augen und du spürst, er lebt seine Geschichte, sein Produkt, seine Überzeugung, seine Company. Für mich sind das die wundervollsten Kunden. Derjenige mit der Idee, von der er 100 Prozent überzeugt ist. Und du weißt ganz genau, die PR wird hinhauen. Da muss man dann als PR-Berater aufpassen, nicht zu viel zu briefen, zu mainstreamen und Profi-Wordings auszuarbeiten. Denn die Geschichte lebt vom Enthusiasmus. Die authentische ehrliche Begeisterung für eine lässige Sache bringt das Ding zum Fliegen. Nun, dieses Faktums sind sich viele Stars, Sternchen, Top-Manager und vor allem Politiker bewusst, und versuchen eben jenes Feuer zu faken und fragen sich, warum’s nicht funkt? Weil nur echtes Feuer brennt...Denn: we feel the burn!