Trump

Think first, tweet later - über die Tücken der Echtzeit-Kommunikation

17 Freigabeschleifen, das Go der Rechtsabteilung einholen, Inhalt und Wording mit „den Globalen“ abstimmen...als Pressesprecher und PR-Verantwortlicher leidet man seit Jahrzehnten unter mühsamsten und meist vollkommen sinnentleerten Freigabeprozessen...vollkommen sinnentleert...hmm, manchmal ist es vielleicht doch besser einen zweiten Blick auf eine Aussage zu werfen, bevor man sie in die Welt rausposaunt. Es gibt so Patienten, die uns jeden Tag die Tücken der Echtzeit-Kommunikation deutlich vor Augen führen. Der Godfather der übereilten Tweets ist freilich der zwitschernde US-Präsident. Tesla-Gründer und vielfach gefeiertes Wunderkind Elon Musk steht ihm bald um nichts mehr nach. Sein Aprilscherz ist schon kräftig in die Hose gegangen und sein Tweet, Tesla von der Börse zu nehmen, hat ihm nun Klagen eingebracht. Liebe mächtige Männer – nein, ich muss hier offensichtlich nicht gendern – ein Tweet ist eine Veröffentlichung und euer Wort hat Gewicht, egal über welchen Kanal ihr kommuniziert. Auch wenn es manchmal verführerisch scheint, jederzeit und überall informieren und kommunizieren zu können, sollte man sich immer der Konsequenz seiner Aussage bewusst sein. Deshalb meine Empfehlung: think first, tweet later!

Commander in Tweet - Müssen wir mit Trump die PR-Lehrbücher etwa neu schreiben?

Ich bin bekennender PR-Fan. Ok, irgendwie logisch bei meiner Profession. Ich bin von der Wirkung der PR-Arbeit überzeugt. Ich glaube an die Gesetze der Kommunikation. Wenn man sie befolgt und ein einigermaßen charismatischer, intelligenter und interessanter Mensch ist, wird man damit erfolgreich sein...dachte ich...aber einer hat alle Regeln außer Kraft gesetzt...und wenn ich sag alle, meine ich alle: Lächeln, positive Ausstrahlung, nicht grantig und mieselsüchtig in die Kamera blicken, niemanden öffentlich angreifen oder beleidigen, schon gar keine beliebten Stars...und um Himmels Willen keine Journalisten. Ja nicht die Journalisten, weder bei Pressekonferenzen noch auf Twitter. Über den Twitter-Account müssen wir sowieso sprechen. Das Web vergisst nie. Da müssen alle 140 Zeichen sitzen...jedes einzelne, jedes Mal. Nie aus einer Laune heraus die Sozialen Medien bedienen. Das kann ordentlich schiefgehen. Und dann kommen wir zu den Inhalten. Positiv-Themen spielen, Lösungen anbieten, Konzepte vorlegen, stringent argumentieren. Meinung haben – unbedingt – aber bitte nicht täglich ändern. So, ich könnte ewig weitermachen. Das alles sind Spielregeln in der Kommunikation. Wer sich nicht daran hält, wird untergehen, erklären wir jeden Tag. Nur ist jetzt alles irgendwie anders: Da hat tatsächlich jemand alle Gesetze der PR gebrochen und war damit ziemlich erfolgreich – sonst wäre er jetzt nicht der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Also hat er irgendwas richtig gemacht...und ich komme nicht umhin mich zu fragen, müssen wir die PR, wie wir sie kennen und betreiben, hinterfragen und die Lehrbücher mit Trump neu schreiben?