Berater

Fragen oder nicht fragen? - Über das ewige Dilemma mit dem Briefing

Das Briefing, der beste Freund des Beraters. Da steht alles drinnen, was man wissen muss...alles...naja manchmal...eher eine Leitlinie...hmm, „Sie wissen eh, was ich meine“...Nein, weiß ich eigentlich nicht...Wer seit 20 Jahren auf beiden Seiten in der PR tätig ist, hat eine gewisse Hassliebe zum Briefing entwickelt. Ist es zu detailliert, zu eng, zu exakt, lässt es wenig Spielraum, wenig Platz für Phantasie, für Kreativität. Ist es zu schwammig – was im Alltag eher der Fall ist – kann man mit dem Konzept schwer daneben liegen...weil wir keine Hellseher sind, sondern eben PR-Berater. Da sitzt man vor dem Briefing, entwickelt das Konzept und die Fragen tauchen auf...und auf die Fragen, folgt die Gewissensfrage: Soll ich nachfragen? Ich bin mir da bis heute nicht so sicher...nicht, weil ich zu schüchtern bin, den potenziellen Kunden anzurufen, sondern, weil ich mir oftmals denke, fängt nicht hier schon meine Beratung an? ...erwartet er von mir, dass ich mir schon eben diese Gedanken mache, weil das Briefing und damit die Analyse der Ausgangssituation und die Definition der Zielsetzung zu meiner Aufgabenstellung gehört? Zumeist ruf ich nicht an...

Mordor...echt jetzt? - Warum gute Sager allein nicht reichen

Die Posse um die Präsidentenwahl geht nun auch bei uns endlich ins Finale. Kommunikationsmäßig immer wieder spannend kämpfen die beiden Kandidaten, die es gewohnt sind, am linken und am rechten Rand ihre Wähler zu begeistern, nun auf ein Mal um die Mitte. Und es ist halt ganz was Anderes die eigenen Sympathisanten zu mobilisieren oder die gesamte Bevölkerung anzusprechen. Weg von der Hausmacht, hin zum Mainstream...keine leichte Aufgabe. Da engagiert man sich flux einen versierten Berater, der einem zeigt, wie man gekonnt das neue Terrain betritt. Nun ja, und dann steht auf ein Mal der Pazifist nebst dem Panzer...Wie authentisch ist das noch, könnte man sich die Frage stellen? Nach vielen dieser Auftritte, die mehr oder weniger souverän absolviert wurden, kam es diese Woche zum „Mordor“-Sager...Kandidat Van der Bellen warnte vor dem Moment, wenn Konkurrent Hofer gewählt werde, Österreich zum Alpen-Mordor verkomme. Der Sager an sich ist großartig – zumindest für uns Herr-der-Ringe-Fans, aber man hat in der Aussage so richtig gesehen und gespürt, wie ihm der markige Spruch von seinem Redenschreiber aufs Aug gedrückt wurde, und er das so gar nicht lebt...der Appendix „wie meine Freunde das sagen“ kam hinzu, ebenso wie das stets wundervoll relativierende „eine Art von“...Ein Sager muss aus tiefster Überzeugung und mit voller Inbrunst über die Lippen kommen, dann sitzt er, dann wirkt er – wenn das nicht ist, sollte man ihn lieber weglassen.