Krisenkommunikation

Von grünem Gras und blühenden Wiesen - über das erbarmungslose Gedächtnis des World Wide Web

Heute haben wir mal wieder eine „früher war alles besser“-Story. Besser...naja...zumindest einfacher...damals wie heute gab’s Krisen. Verschuldet oder unverschuldet ist man von einem Tag zum anderen auf den Titelseiten der Medien gelandet...in irgendeinen Skandal verwickelt. Irgendwann war dann die Geschichte durch. Es hat niemanden mehr aufgeregt, die Krise war vorbei, die Krisenkommunikatoren sind nach Hause gegangen. Es ist Gras über die Sache gewachsen.

Heute ist alles anders...weil dieses Gras nicht mehr wächst. Schuld daran ist das erbarmungslose Gedächtnis des World Wide Web und die ziemlich ausgereifte Google-Suche. Ist einst ein Name im Zuge eines Skandals aufgepoppt, war die Erinnerung ebenso schnell wieder weg. Jetzt gibt man den Namen in die Google-Suche ein und Autsch, alles ist wieder da...besonders in der beliebten News-Section. Da hilft nur eines, man muss einfach mit neuen, lässigen, spannenden Geschichten raus und diese erzählen...am besten in auflagenstarken SEO-affinen Medien. Dann rutschen die ungeliebten Erinnerungen in die Google-Vergangenheit und die Welt ist wieder in Ordnung. In unserer herrlich oberflächlichen und schnelllebigen Welt ist kein Versteck besser als die Seite 3 der Google-Suche. Hier wächst dann doch noch das Gras...

Gute Zeiten, schlechte Zeiten - und warum wir ein Fundament brauchen

Es gibt ja noch immer die, die an der Wirkung und Wirksamkeit strategischer und kontinuierlicher Kommunikation zweifeln. „Wir brauchen das nicht“, „Wir sind nicht an Publicity interessiert“, „Wir sind keine Consumer-Company“... Ich habe schon längst aufgegeben, den Zweiflern den Wert der Kommunikation nahe zu bringen und PR für PR zu machen. Sie werden schon sehen, denk ich mir heimlich... Tja, und dann passiert’s: Die Company kommt auf den medialen Radar – selten wegen einer guten G’schicht...sondern eher dann doch in Krisenzeiten. Und es wird recherchiert... nur man findet nichts bis wenig, weil „man ja nicht kommunizieren muss“. Nur weil man nichts findet, heißt das nicht, dass nicht geschrieben wird...im Gegenteil. Und man kann so gar nicht mehr die Inhalte bestimmen oder zumindest ein bisschen beeinflussen. Kontrolle über das, was da über einen geschrieben wird, hat man nicht mehr. Die Verwunderung ist groß: „Warum schreiben die das?“, "Die haben ja keine Ahnung, was wir alles tun!" Das Fundament für eine kontrollierte Kommunikation in Krisenzeiten, schafft man in den guten Zeiten. Davon kann man in schlechten Zeiten zehren...Das sei allen Zweiflern ins Stammbuch geschrieben.

"Und alles läuft perfekt" - warum Schönreden noch selten eine gute Idee war

Ich will ja jetzt gar nicht Bezug auf einen aktuellen Anlass nehmen, oder gar den Nationalratswahlkampf in good old Austria kommentieren. Nur ganz allgemein möchte ich schlicht den Kern der Geschichte hier ausarbeiten...Manchmal rennen die Dinge einfach nicht so wie sie sollen. Ich denke, das ist uns allen schon passiert...denn unfehlbar sind die Wenigsten von uns...bei einem Projekt, oder auf der Uni, in der Karriere, im Sport geht mitunter mal was schief. Wenn der Hund drin is, is der Hund drin. Blöd auch, wenn man dabei mitten im öffentlichen Interesse steht, denn dann muss man zu den Missgeschicken, Fehltritten und Ausrutschern Stellung nehmen. Meine Empfehlung: Herz in die Hand nehmen, die Sache offen ansprechen, entschuldigen, Besserung geloben, demütig sein. Das ist die einzige Chance, gut aus so einer Sache rauszukommen. Wenn man Glück hat, gelingt es sogar, dass man Sympathiepunkte abräumt. Aber: Leungen, Schönfärben und Schönreden hilft nur selten. Es ist einfach unglaubwürdig und manchmal gar lächerlich...und das macht dann die Sache nur noch schlimmer...weil dann kann ich nicht mal mehr auf den Mitleidseffekt hoffen...

Über Kindsweglegung, die Oscar-Verleihung und warum ausgerechnet PWC der Sündenbock ist

Die Welt ist ungerecht. PWC hat 83 Jahre lang alles richtig gemacht. Seit 83 Jahren kümmert sich PWC um die wichtigsten Kuverts der Welt – jene, die die Namen der Oscar-Gewinner beinhalten. 83 Jahre lang wusste genau niemand, dass PWC dafür verantwortlich ist. Aber jetzt ist alles anders. Jeder weiß, dass PWC am größten Oscar-Debakel aller Zeiten schuld ist. Hätten nicht Warren Beatty oder Faye Dunaway erkennen können, dass mit dem Kuvert etwas nicht stimmt? Hätte sich nicht der Master of Ceremony darum kümmern müssen... Mir würden Einige einfallen...
Doch als Alles nach Hollywood blickte, um die Antwort auf die Frage zu bekommen – was ist denn da passiert? – haben einige Betroffene sehr rasch Kindsweglegung betrieben... Niemand war schuld oder gar verantwortlich. So wurde nicht der Oscar sondern der Kelch weitergereicht, und wie gern in Krisen-Kommunikationsfällen: an den Dienstleister, der sich dann nicht mehr wirklich wehren konnte. Er tat das einzig Richtige: Schuld eingestehen, entschuldigen und gleichzeitig hat er im Appendix erwähnt, dass er ja 83 Jahre lang alles perfekt abgewickelt hat... Und was haben wir davon: Ein Mal die Dynamik von einer Kommunikations-Krise im absoluten Schnelldurchlauf.