Sager

Der Mörder-Sager - weil Liken vor Lesen kommt

Sie müssen knackig sein...irgendwie erfrischend...und eine relevante Aussage auch noch beinhalten – die Zitate. Es ist ja mein Lieblingspart beim Schreiben von Presseaussendungen, beim Ausarbeiten von Interview-Briefings - das Texten des Zitats, das Formulieren des Sagers. Die Entwicklung des Sagers braucht besondere Aufmerksamkeit, Hingabe und Zuneigung. Sonst wird er nix. Oft is er zu lahm – weil zu content-getrieben...oder zu beliebig, weil wir uns nicht mehr trauen oder zu zusammenhanglos und damit irrelevant.  In einem Satz, in einer Überschrift die Message rüberzubringen, das ist das Ziel. Und für alle, die nun maulen, „das ist so oberflächlich, du muss mit gutem Inhalt auffallen“ – ja eh. Aber meine Aufgabe ist es, dem guten Inhalt die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und das funkt eben mit dem Mörder-Sagen. Denn seien wir uns mal ehrlich: Wie oft lesen wir in der Zeitung die Überschriften und im Vergleich dazu den ganzen Artikel...oder klicken wir wahrhaftig jedes Mal in den Facebook-Post...nö...denn Liken kommt vor Lesen und mit dem Mörder-Sager, hamma immerhin die Message geliefert.

Mordor...echt jetzt? - Warum gute Sager allein nicht reichen

Die Posse um die Präsidentenwahl geht nun auch bei uns endlich ins Finale. Kommunikationsmäßig immer wieder spannend kämpfen die beiden Kandidaten, die es gewohnt sind, am linken und am rechten Rand ihre Wähler zu begeistern, nun auf ein Mal um die Mitte. Und es ist halt ganz was Anderes die eigenen Sympathisanten zu mobilisieren oder die gesamte Bevölkerung anzusprechen. Weg von der Hausmacht, hin zum Mainstream...keine leichte Aufgabe. Da engagiert man sich flux einen versierten Berater, der einem zeigt, wie man gekonnt das neue Terrain betritt. Nun ja, und dann steht auf ein Mal der Pazifist nebst dem Panzer...Wie authentisch ist das noch, könnte man sich die Frage stellen? Nach vielen dieser Auftritte, die mehr oder weniger souverän absolviert wurden, kam es diese Woche zum „Mordor“-Sager...Kandidat Van der Bellen warnte vor dem Moment, wenn Konkurrent Hofer gewählt werde, Österreich zum Alpen-Mordor verkomme. Der Sager an sich ist großartig – zumindest für uns Herr-der-Ringe-Fans, aber man hat in der Aussage so richtig gesehen und gespürt, wie ihm der markige Spruch von seinem Redenschreiber aufs Aug gedrückt wurde, und er das so gar nicht lebt...der Appendix „wie meine Freunde das sagen“ kam hinzu, ebenso wie das stets wundervoll relativierende „eine Art von“...Ein Sager muss aus tiefster Überzeugung und mit voller Inbrunst über die Lippen kommen, dann sitzt er, dann wirkt er – wenn das nicht ist, sollte man ihn lieber weglassen.