Image

Take it or leave it? - über die Frage, ob Kunden einem den Ruf zerstören können

Bei Anwälten ist eines klar, egal welch' Bösewicht er verteidigt, die Verteidigung wird als „sein Job“ gesehen und der zweifelhafte Ruf seines Mandanten färbt nur selten auf ihn ab – außer vielleicht bei den ganz harten Fällen wie Serienkiller oder Terroristen. In der PR ist das ein bisschen anders – die Frage warum dem so ist, wollen wir hier mal im virtuellen Raum stehen lassen. Welche Kunden „darf“ man annehmen und wann sollte man auf Abstand gehen, damit man nicht selbst in Verruf gerät? Das ist keine einfache Frage, denn die komplizierten und damit spannenden Aufträge könnten mitunter von Unternehmen oder Persönlichkeiten mit zweifelhaftem Ruf kommen. Darf man also sein Wissen, seine Expertise und seinen Einsatz für das Glücksspielunternehmen, den Tabakkonzern und den Politiker mit dem angeknacksten Ruf nutzen oder muss man dankend ablehnen? Ist es nicht nur die professionelle Unterstützung, die im besten Falle dem Kunden eine Image-Politur verpasst... der dann gleichzeitig für einen selbst der schlechteste Fall ist und einen eigenen Image-Schaden verursacht? Also: Take it or leave it?

 

Berühmt auf Instagram, reich bei Monopoly - über Sinn und Unsinn des Influencer-Marketings

Das Prinzip ist einfach und die Grund-Philosophie von PR: Lass andere über dich sprechen, deine Geschichte erzählen, dann kommt sie am besten an und ist am glaubwürdigsten. Im Digital Age wurde das Prinzip simplifiziert und hat den Titel „Influencer Marketing“ erhalten. Während die PR einst und jetzt mit gutem und relevantem Content zu überzeugen trachtet, ist das plumpe Platzieren von Produkten vorzugsweise auf Instagram, vorzugsweise von Erst-Runden Teilnehmern von Germany’s Next Topmodel oder Siebtplatzierten beim Bachelor die treffende Beschreibung von Influencer Marketing. Wie die Hyänen stürzen sich gewiefte Marketiers und Agenturen auf die Sternchen, um ihre Produkte gegen Einwurf von Schienen auf dem boomenden Instagram-Accounts platzieren zu lassen. Weil: Wir machen Influencer-Marketing! Wir sind State-of-the-Art! Und jetzt das: Eine britische Studie hat herausgefunden, dass Influencer-Marketing der Marke schadet. Fast die Hälfte der befragen 18 bis 24-jährigen sieht das so. Wundert uns das nur wirklich? Influencer-Marketing ist Imagetransfer. Wollen wir das Image der Insta-Starlets für die nachhaltige Positionierung unserer Marke? Instant ist nicht umsonst der Augenblick und berühmt auf Instagram ist zirka so wertvoll wie reich bei Monopoly...

Allmächtige PR? - Es geht nicht um Alleinherrschaft, sondern um das Zusammenspiel

Nach 20 Jahren in der Branche bin ich schon wahrlich skurrilen Vorstellungen von PR begegnet. Da gab’s einst die Zielvorgabe, für jeden Zeitungsartikel müssen 30 Anrufe mit Produktanfragen eingehen. Gegenfrage: Wie oft hast du schon mal bei einer Firma angerufen, wenn du etwas über ein Produkt in einer Zeitung gelesen hast? ... Eben. Nein, PR ist nicht allmächtig. Nein, PR kann nicht Business Development, Sales und Marketing ersetzen. PR macht Image. PR bietet Wissen, Hintergrundwissen über Produkte, Unternehmen und ihre Manager. Mit diesem Wissen wächst das Vertrauen in die Marke. Das sind die Kernaufgaben der PR. Jede Disziplin hat seine Rolle, seine Aufgabe. Das perfekte Zusammenspiel macht schlussendlich den Erfolg aus. Ein potenzieller Kunde muss mit einem neuen Produkt drei Mal in Kontakt kommen, bis er richtig darauf aufmerksam wird und es kauft. PR kann ein Kontaktpunkt sein – aber nicht alle drei. PR ist nicht allmächtig – weil wenn es so wäre, wären wir mächtig unterbezahlt. 

Embrace your Shitstorm...wer weiß, wann er wiederkommt

Er ist gefürchtet, er ist angsteinflößend, er verkörpert die negative Seite der Sozialen Medien wie kaum etwas Anderes: der Shitstorm. Einzig wir Krisenkommunikations-Berater verteufeln ihn nicht, sondern wir sind Stormhunter... Shitstormhunter. Und nicht weil wir ach so wagemutig sind und wahre Daredevils unter der Kommunikatoren, sondern, weil man mitten im Auge des Sturms etwas ausrichten kann...für den Moment oder für später.

Man ist einem Shitstorm nicht vollkommen ausgeliefert, er ist nicht unkontrollierbar, man wird nicht zum hilflosen Spielball der anonymen Masse in den Sozialen Medien. Nein. Es gibt vielleicht keine Shitstorm-Versicherung, und man kann vielleicht nicht aus jedem Shitstorm was Gutes machen. Aber oft gelingt’s. Warum? Jeder Shitstorm hat einen Auslöser, einen vermeintlichen Übeltäter, der für die eine oder andere Äußerung geprügelt wird. Aber irgendwann wird die ganze Geschichte persönlich, untergriffig, „tiaf“ – um es Wienerisch auszudrücken. Der sachliche Grund ist längst in den Hintergrund getreten. Niemand weiß mehr, was der eigentliche Auslöser war, jetzt stehen einzig die Hass-Postings im Raum. Die Solidaritätswelle bricht an, zuerst unter der bestehenden Fancommunity, dann unter jenen, die den armen Geächteten unterstützen und dann jene, die den Geläuterten supporten. Am Ende ist der ursprüngliche Täter als Überlebender des Shitstorms fast zum Opfer mutiert. Er hat aufgeregt, er hat seine Leute an sich gebunden, er hat Publicity, viel Publicity. Mit dieser Publicity kann er jetzt am Image arbeiten...Daher die Moral von der Geschichte, umarme deinen Shitstorm, mach das Beste d’raus, du weißt nicht wann und ob er wiederkommt.

Vom Marathonlaufen und was es mit PR gemeinsam hat

Was haben meine Leidenschaft, das Laufen und meine Profession, die PR gemeinsam? Viel! Wer einen Marathon angeht, weiß, das wird ein längeres Projekt. Man braucht einen Trainer, einen Gesundheitscheck beim Sportarzt...dann folgt der Trainingsplan, der auf meine individuellen Fähigkeiten und Ziele abgestimmt ist. Mit Herzfrequenzmesser und Stoppuhr darf man dann endlich anfangen. Und man läuft und läuft und läuft – Intervalle, Tempo-Runs und die leidigen Long-Joggs am Sonntag Nachmittag auf der Praterhauptallee. Manchmal macht’s Spaß, manchmal fragt man sich, warum tu ich mir das an? Man feiert Fortschritte und man ist deprimiert, wenn mal nix weitergeht. Nach vielen Monaten harter Arbeit steht man an der Startlinie und rennt und rennt und rennt und kommt nach 42,195 Kilometer als Star im Ziel an. Hmmm, klingt jetzt noch nicht nach PR-Alltag? Oh doch: Wer seinem Unternehmen ein – vielleicht neues – Image verpassen will, holt sich einen PR-Profi, analysiert den Status quo, entwickelt eine Kommunikationsstrategie und fängt an zu trainieren...äääähhh zu arbeiten... Maßnahme für Maßnahme...Aufsetzen der Website, Content-Plan für den Blog, Umsetzen der Kunden-Eventreihe, Interviews mit Fachmedien usw usw. Eine einzige Maßnahme wird das Image nicht verbessern, ein Zeitungsartikel wird nicht die Kundenhotline vor Bestellungen zum Erliegen bringen, ein spannender Blog macht uns nicht zum Star-Blogger. Nein, es ist die Summe der Maßnahmen, die Nachhaltigkeit und Konsequenz mit der man dabeibleibt. Das prägt schlussendlich das Bild meiner Company in der Öffentlichkeit. Ein Image aufzubauen braucht Zeit, Hingabe und Entschlossenheit – genauso wie ein Marathon...und allen Startern beim Vienna City Marathon diesen Sonntag: Good Luck!

Unser Held Bill Gates und die Frage, warum gerade die Image-Profis mit einem Image-Problem kämpfen?

„If I were down to my last dollar, I’d spend it on PR“ - also Bill Gates würde seinen letzten Dollar in PR investieren. Gut, als einer der reichsten Männer der Welt, wird die Aussage nicht so schnell auf die Probe gestellt. Aber diese Grundeinstellung macht ihn schon mal zum Helden meiner Zunft. Es haben nur leider nicht alle Manager diese Ansicht. Es ist doch etwas kurios, dass wir, die PR-Branche, die eigentlich Profis in Sachen Image sind, mitunter ein Image-Problem haben. Als enthusiastische Gründerin und Neo-Geschäftsführerin einer PR-Agentur hab ich in den letzten Wochen nicht nur ein Mal die Frage gestellt bekommen: eine PR-Agentur? Läuft da das G’schäft überhaupt noch? Mehr denn je, ist meine unerschrockene Antwort. Als Vollblut-PR-Profi fühle ich mich ja fast persönlich angegriffen. Der Hintergrund ist ganz klar, für viele ist PR klassische Medienarbeit, Presseaussendungen publizieren, Pressekonferenzen organisieren, Medienkontakte pflegen. Das war einmal. Das schaut im Zeitalter der Digitalisierung ganz anders aus. Die PR ist wie viele andere Branchen ebenso in einem Transformationsprozess. Aus One-Way-Information wurde Engagement und Involvement. Das macht den Job heute sicher viel kleinteiliger und differenzierter, aber umso spannender und unverzichtbarer – für Bill Gates, für alle anderen Companys da draußen und für die PR-Branche selbst.