Politiker

What happens in Vegas, stays in Vegas - über trügerische Freiheit, Ibiza und George Orwell

Er ist vermutlich der beste Slogan der Tourismusbranche. Er steht für die Freiheit, tun zu können was man will und dies ohne weitere Konsequenzen: What happens in Vegas, stays in Vegas. Die gewieften Werbetxter der Glücksspiel-Metropole in der Wüste Nevadas haben damit ein Versprechen kreiert, das fortan für alle Partyorte dieser Welt galt...Vegas, Bangkok, Mykonos, Obertauern...und Ibiza. Schlechtes Benehmen erlaubt, für jeden. Für jeden? Nicht ganz. Denn die eine oder andere Spezies genießt nicht die Freiheiten wie der anonyme Normalo...Promis zum Beispiel. Aber Promis setzen vermeintliche Mitschnitte ihrer Ausrutscher gern zur Imagebildung aktiv ein. So kann man wunderbar den Bad Boy markieren, den geläuterten Partytiger... tja und dann wären da noch Politiker. Für Politiker gelten andere Gesetzte...juristisch nicht, in der Öffentlichkeit sehrwohl... Es gibt kein „Off the records“, ihr Lieben, es gibt kein Off-Duty. Es hat halt nicht nur Vorteile „more equal than the others“ zu sein, um es mit George Orwell zu sagen.

 

Generation "Popstar Politiker" - wie Justin Trudeau und Sebastian Kurz alte Polit-Klischees aufbrechen

Wir haben so unsere Vorstellung von Berufsgruppen...jeder hat ein Bild vor seinem Auge, wenn er an die Volksschullehrerin, den Richter, den IT-Nerd oder den Werbe-Fuzzi denkt.  Der gemeine Politiker – gemein steht in dem Zusammenhang für üblich nicht für böse – ist eher älter, trägt ein stattliches Bäuchlein, schlechtsitzende Anzüge, eine Stirnglatze und eine Brille...Cut...Das war einmal. Im Sturm erobern die jungen, agilen, sportlichen Jungs die Bühne der Weltpolitik. Sie verlassen die üblichen ausgetretenen Pfade, ignorieren gern die Ratschläge von Politik-Beratern und machen einfach ihr Ding...dynamisch, neu, frech, fesch, flirty, mutig. So teilt sich Kanadas Premier Justin Trudeau nicht nur den Vornamen mit seinem Landsmann Justin Bieber – denn sie sind beide Popstars. Au ja, wir sind in der Generation „Popstar Politiker“ angekommen! Und genau sie bringen den lang ersehnten frischen Wind in die veraltete, verkrustete, graue Politik. Was daraus wird? Wissen wir nicht – aber vom One-Hit-Wonder zum Megastar ist alles drin!

 

 

Der gescholtene Politiker - Was muss man sich eigentlich von Medien gefallen lassen?

Sie werden parodiert, sie werden kritisiert, sie werden karikiert. Ein kleines Missgeschick und sie werden wie die sprichwörtliche Sau durchs mediale Dorf getrieben. Im schlimmsten Fall landen sie auf der Anklagebank der ZiB2, wo mitunter die Gesetze, die Sorgfaltspflicht und der gute Ton nicht ganz vorne auf der Prioritätenliste stehen. Kein Mörder, kein Manager, kein Künstler, kein Sportler und sonst irgendjemand im Mittelpunkt des medialen Interesses muss so viel aushalten und einstecken können wie de Spezies des Politikers. Ja, sie müssen ihre Arbeit vor dem Souverän verteidigen. Ja, sie sind dem Volk eine Rechtfertigung fürs großzügige Ausgeben der Steuergelder schuldig, und ja, die Menschen da draußen haben nicht die Möglichkeit, selbst die Fragen an ihre Politiker zu stellen und der Journalist muss damit die Rolle des Staatsanwaltes übernehmen. Nur wenn dann aus dem Staatsanwalt im gleichen Moment der Richter wird, dann gerät das ganze Ding in eine Schieflage und ein Interview wird ganz schnell zur Mission impossible. Und wenn man nicht Tom Cruise heißt, kommt man da höchstwahrscheinlich nicht lebendig heraus. Also darf man schon die Frage stellen: Was muss sich ein Politiker von Medien gefallen lassen?

"I am what I am" - über die Krux mit der Authentizität

„Authentisch sein“ – ich glaube, es ist der meist gehörte Ratschlag, der einem Politiker im Wahlkampf, einem Manager fürs Interview, einem Star für den großen Auftritt gegeben wird. Gut, wir sind uns einig, dass zutode-gecoachte, unangreifbare Marionetten in den Beliebtheitswerten nicht ganz oben rangieren, dass eingelernte leere Phrasen niemand vom Hocker reißen und dass gemainstreamte Outfits und Gesten uns nicht hinterm Ofen hervor holen. Aber ist Authentizität wirklich der Schlüssel zum Erfolg – und zwar für jeden? Muss man wirklich nur "man selbst" sein, und dann wird’s schon klappen - mit dem Auftritt, mit dem Interview, mit der Rede? Wollen wir einen authentischen karrierefixierten Manager, wollen wir einen authentischen profitorientierten Verkäufer, wollen wir einen authentischen machthungrigen Politiker, wollen wir einen authentischen wirren Experten? Ich behaupte, nein. Der Kern der Persönlichkeit ist wohl das Um und Auf, glaubwürdig eine Sache zu vertreten, aber ein professionelles, sympathisches Auftreten kann durchaus ebenso helfen. Daher denke ich: Auf die Mischung kommt es an.

Drama, Baby - über die Kim Kardashianisierung der Politik

PR in Hollywood und Washington – oder für Starlets und Politiker – funktionierte immer vollkommen konträr. Stars und Starlets leben von Skandalen und Skandälchen aller Art. Wichtig dabei ist immer, möglichst schrill zu sein und um jeden Preis aufzufallen...in Paparazzi-Nähe betrunken Autofahren, eine kleine Schlägerei anzetteln, high von allen möglichen chemischen Lebenshilfen aus dem Strip-Club wanken...alles ist erlaubt, gewünscht und perfekt inszeniert. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung mit den zahllosen Reality-TV-Stars unter ihrer absoluten Königin Kim Kardashian. Der Politiker dagegen war immer auf das Gegenteil bedacht. Das Saubermann-Image war Grundvoraussetzung für den Erfolg beim Wähler. Es galt stets klug, überlegt und anständig zu wirken, gefasst, diplomatisch und professionell zu kommunizieren, und wenn es kleine Unzulänglichkeiten gab, wurden sie gekonnt unter den Tisch gekehrt. Aber ja nicht Poltern, Pöbeln, öffentlich kein falsches Wort am falschen Platz, das könnte die gesamte hart erarbeitete politische Karriere mit einem Schlag beenden. Warum ich das Ganze in der Vergangenheitsform formuliere? Weil ganz offensichtlich gelten diese Gesetze nicht mehr. Drama, Baby, jetzt auch in der Politik?