Strategie

How to expect the unexpected – oder warum Planlosigkeit der neue Plan ist

Das Kommunikationskonzept...ein bisschen unser Heiligtum, denn es verleiht unserer Arbeit vor allem die strategische Dimension...nein, wir PR-Pros arbeiten nicht nur in den Tag hinein, sondern wir definieren gern Kommunikationsziele, tüfteln an der Strategie und entwickeln darauf aufbauend einen kreativen Maßnahmenmix, den Kommunikationsplan. Das alles setzt voraus, dass man so ungefähr die Rahmenbedingungen kennt, die Situation abschätzen und einschätzen kann. Tja, das galt für das Life vor dem Jahr 2020. Unsere Pläne für 2020 sind heute eher in der Rundablage zu finden... Nur: Was machen wir nun mit 2021? Immerhin wissen wir, dass wir nicht planen können. Das ist schon eine Erkenntnis mehr als noch 2020. Also: Wir bereiten uns auf Eventualitäten vor, wir erwarten einfach das Unerwartete... Wir haben ein – eventuell nebuloses – Ziel, wir haben eine Situation, mit der wir gelernt haben umzugehen und wir sind flexibel, mutig und spontan...was gibt’s Besseres...klingt nach dem perfekten Plan in einer planlosen Zeit.

 

 

 

Der Kuss der Muse - über die Kunst und die Fertigkeit kreativ zu sein.

Bei all den wundervollen Aufgaben, die ich in meinem Job habe, ist das Ideen-Konzept eindeutig meine liebste. Der Kreativität freien Lauf lassen...Machbarkeit, Sinnhaftigkeit und Budgettauglichkeit werden erst beim nächsten Schritt zum Killer. Alles ist erlaubt...nicht nur erlaubt, sondern gewünscht. Endlich. Was aber, wenn mir diesmal nichts einfällt? Wenn mir einfach nichts einfällt. Die Ideen nicht sprudeln, der Cursor blinkt und das Papier weiß bleibt. Ja, Freude und Angst liegen da verdammt knapp beieinand. Gottseidank hat man nach 20 Jahren Strategien dafür entwickelt. Um genau zu sein, habe ich zwei Strategien und sie sind vollkommen konträr: Die eine ist ein Klassiker: Hirn frei kriegen...iPhone auf lautlos...Macbook zuschlagen...laufen gehen...Die E-Mails, Calls und To-Do-Listen weit hinter sich lassen und draußen sein. Die andere ist das absolute Gegenteil: Lesen, Surfen, Wissen aufsaugen...Eine Methode geht immer. Der Kuss der Muse ist fast garantiert. Welche, muss ich manchmal ausprobieren. Was sie gemeinsam haben: Sie brauchen Zeit. Der kreative Prozess ist ein Prozess, vielleicht eine Kunst und mitunter eine Fertigkeit.

Warum wir Hüftschüsse Clint Eastwood überlassen und Kommunikation ein Konzept braucht

Wild-West-Action à la Hollywood, ja, das klingt verführerisch. Immer aufregend, immer neu, immer spannend – weil man es nicht kommen gesehen hat und weil man nicht weiß, was noch passiert. Und genau das ist die Krux an der Geschichte. Die Hüftschüsse eines Clint Eastwood mögen im Kino ein Erfolgsrezept sein, Hüftschüsse in der Kommunikation treffen selten das Ziel. Schnell, schnell hier ein Interview platzieren, weil „wir müssen in die Zeitung“ oder dringend einen Twitter-Account starten, ohne zu wissen, was man eigentlich im Interview sagen will oder wen man mit seinen Tweets erreichen möchte. Das lässt langfristig den gewünschten PR-Erfolg mit ziemlicher Sicherheit ausbleiben. Ich bin da ein absoluter Freund der konservativen Herangehensweise. Starten wir mit der Analyse der Ist-Situation, diskutieren und definieren wir das Kommunikationsziel. Passt es zum Unternehmensziel? Unterstützt es gar das Unternehmensziel? Entwickeln wir die Strategie, mit der wir ans Ziel wollen und machen im Anschluss einen feschen Maßnahmenplan. Wenn wir dann mit der Umsetzung durchstarten, ist die ganze Geschichte mehr als erfolgsversprechend. Denn wir wissen, was wir tun, wo wir hinwollen und was die einzelnen Steps dahin sind. Klingt vielleicht langweilig. Ist es aber nicht, weil seit wann ist Erfolg langweilig?

 

Vom Marathonlaufen und was es mit PR gemeinsam hat

Was haben meine Leidenschaft, das Laufen und meine Profession, die PR gemeinsam? Viel! Wer einen Marathon angeht, weiß, das wird ein längeres Projekt. Man braucht einen Trainer, einen Gesundheitscheck beim Sportarzt...dann folgt der Trainingsplan, der auf meine individuellen Fähigkeiten und Ziele abgestimmt ist. Mit Herzfrequenzmesser und Stoppuhr darf man dann endlich anfangen. Und man läuft und läuft und läuft – Intervalle, Tempo-Runs und die leidigen Long-Joggs am Sonntag Nachmittag auf der Praterhauptallee. Manchmal macht’s Spaß, manchmal fragt man sich, warum tu ich mir das an? Man feiert Fortschritte und man ist deprimiert, wenn mal nix weitergeht. Nach vielen Monaten harter Arbeit steht man an der Startlinie und rennt und rennt und rennt und kommt nach 42,195 Kilometer als Star im Ziel an. Hmmm, klingt jetzt noch nicht nach PR-Alltag? Oh doch: Wer seinem Unternehmen ein – vielleicht neues – Image verpassen will, holt sich einen PR-Profi, analysiert den Status quo, entwickelt eine Kommunikationsstrategie und fängt an zu trainieren...äääähhh zu arbeiten... Maßnahme für Maßnahme...Aufsetzen der Website, Content-Plan für den Blog, Umsetzen der Kunden-Eventreihe, Interviews mit Fachmedien usw usw. Eine einzige Maßnahme wird das Image nicht verbessern, ein Zeitungsartikel wird nicht die Kundenhotline vor Bestellungen zum Erliegen bringen, ein spannender Blog macht uns nicht zum Star-Blogger. Nein, es ist die Summe der Maßnahmen, die Nachhaltigkeit und Konsequenz mit der man dabeibleibt. Das prägt schlussendlich das Bild meiner Company in der Öffentlichkeit. Ein Image aufzubauen braucht Zeit, Hingabe und Entschlossenheit – genauso wie ein Marathon...und allen Startern beim Vienna City Marathon diesen Sonntag: Good Luck!