Positionierung

Privacy please – über die Disharmonie von Badehosen und Quanten-Computing

Der Schnappschuss vom Tauchurlaub auf Curacao, das Familienfoto mit Mickey Mouse in Anaheim, das Bild vom jüngsten Zahnarzt-Besuch – bei manchen Managern, Promis und ja, auch Politikern scheint die Privacy gänzlich abgeschafft zu sein. Sie nutzen ihr Privatleben, ihr Umfeld und ihre Freizeitaktivitäten als eigenes Kommunikationstool. Was einst mit gelegentlichen Homestorys startete und Influencer zu ihrem Geschäftsmodell entwickelt haben, bringt überambitionierte social-media-affine Manager zum Positionierungs-Gau. „Ich hab auf kein anderes Posting je mehr Likes gehabt“ ...“Na dann muss es ja richtig sein“ ...hmmm, Likes sind allerdings nicht Selbstzweck...nur so nebenbei. Wenn ich mich als kompetenter Experte, ernstzunehmender Manager oder professioneller Politiker positionieren möchte, sollte ich eventuell auf das dritte private LinkedIn-Posting diese Woche verzichten. Denn sonst steh ich ganz schnell in der falschen Ecke und könnte Mühe haben, da wieder raus zu kommen, weil mir dann schlicht die Glaubwürdigkeit abhanden kommt, wenn ich mal wieder die nächsten Quartalszahlen präsentieren oder Quanten-Computing erklären muss. Ja, dem einen oder anderen würde es guttun, etwas Menschlichkeit zu zeigen, und dann ist der gelegentliche Blick durchs Schlüsselloch in Vorstandsetagen ein spannendes Element. Aber generell gilt dennoch: Privacy please! 

 

Heldensagen und Mythenbildung - Warum Hermann Maier eine Legende und Marcel Hirscher der beste Schifahrer aller Zeiten ist.

Kann man Legenden erschaffen? Muss doch eigentlich mit Imagebildung, Positionierung und ähnlichen Tricks aus der PR-Zauberkiste gehen...oder nicht... Man benötigt dazu nur jemanden, der etwas Herausragendes geleistet hat. Aber zwischen besonderen Leistungen und der Legende besteht irgendwie ein Unterschied. Hermann Maier ist eine Legende. Marcel Hirscher ist der beste Schifahrer aller Zeiten. Er hat viel mehr gewonnen, jetzt schon. Aber ist er eine Legende? Eher nicht. Er ist zweifelsohne ein Ausnahme-Athlet, aber ihm „fehlt“ ein wichtiges Element der Legende: Drama. Hermann Maier dagegen ist im Februar 1998 zur Legende geworden als er in Nagano von der Schipiste abgehoben ist, einen Sturz wie kein anderer hingelegt und zwei Tage später Olympia-Gold gewonnen hat. Die Legendenbildung wurde dann durch seinen dramatischen Motorradunfall und sein eindrucksvolles Comeback manifestiert. Legenden müssen nicht nur die Besten sein, Legenden müssen Niederlagen wegstecken, Legenden müssen auferstehen und wieder erstrahlen, erst dann sind sie eine Legende.  Legenden kann man nicht machen, Mythenbildung kann man nicht anstoßen und Heldensagen nicht erfinden. Schade...oder Gottseidank.

 

 

Reinventing myself - über die Kunst sich stets neu zu erfinden und dabei sich selbst treu zu bleiben

Da hat man’s endlich gefunden: seine Story, seine Message, sein Geschäftsmodell. Erleichterung macht sich breit. Wir wissen, was wir erzählen müssen. Und schwups – sind wir schon wieder outdated. Die Geschichte fängt von vorne an. Wie geht’s weiter, entwickeln wir den nächsten USP. Sollte irgendwie die logische Folge vom Alten sein, aber überraschen und inspirieren möchten wir... Der ständige Druck sich neu erfinden zu müssen, ist nicht neu, den hatte schon Marilyn Monroe oder Madonna oder Niki Lauda... Es geht heut einfach nur etwas schneller...wie alles andere auch. Bist du heute oben in den Charts, der letzte Schrei auf Instagram oder die angesagte Spokesperson zu deinem Thema, heißt das nicht, dass du nicht schon morgen Schnee von gestern bist. Als PR-Berater sitzt mir der Reinventing-myself-Dämon immer im Nacken, denn ich muss mich nicht nur selbst, meine Agentur, meine Positionierung stets neu erfinden. Es ist mit meine Aufgabe dies mit meinen Klienten zu machen. Ist der jüngste Blog geschrieben, das letzte Messaging finalisiert und der neueste Vlog im Kasten, geht die Schose von vorne los. Was machen wir als nächstes? Wohin führt die Reise der ständigen Reinventing myself – zu mir selbst oder von mir weg? Denn bei allem Reinventing muss man sich selbst treu bleiben, denn es geht ja um die viel gepriesene Authentizität...also immer schön in der eigenen Wahrheit bleiben...